Cory Doctorow: red team blues
Geschrieben von Ralph Troppmann am Samstag, 19. Oktober 2024 in Literatur
Cory Doctorow: red team blues. Heyne, München 2024. ISBN: 978-3-453-32314-8, 334 Seiten
Dieser Roman bezeichnet sich als "cyberthriller", was für mich nach mehr cyber klingt, als es vielleicht ist. Der Roman spielt mehr oder weniger in der Gegenwart, der Titel spielt auf das rote Team der Angreifer und das blaue der Verteidiger im Rahmen von Cybersicherheit an. Marty, unser Held, ist schon seit Anbeginn des Silicon Valleys im Geschäft und löst Probleme für seine Kunden, es geht meist um viel Geld und dessen Verfolgung durch verschachtelte Konstruktionen und digitale Währungen. Eigentlich könnte Marty in den Ruhestand gehen, er ist 67, doch ein alter Freund bittet ihn um Hilfe. Marty soll geraubte Kryptoschlüssel wiederbeschaffen. Das gelingt ihm auch, die enorme Belohnung spricht nun wirklich für den Ruhestand. Wären da nicht die Gruppierungen im Hintergrund, die durch den Raub und die Wiederbeschaffung auf Marty aufmerksam wurden. Jetzt muss er sich selbst wehren und spielt ungewollt im blauen Team.
Das Setting ist durchaus mal etwas Neues, man stößt auf viele bekannte Namen, Orte und Unternehmen aus dem Silicon Valley. Der Protagonist kann das wirklich alles miterlebt haben, insgesamt hätte ich jedoch noch mehr technische Aspekte erwartet, damit das Buch dem Prädikat Cyberthriller gerecht würde. Aber so pendelt die Geschichte um einen älteren Ermittler mit kaum vorhandenen Beziehungen, einem Hang zu Alkoholika, wenig geregeltem Leben in einem ausrangierten Tourbus und vielen Bezügen zu alten Zeiten. Die gelegentlichen, dann auch körperlichen, Beziehungen zu Frauen, die Flucht von ominösen Regierungsbehörden und eine allgemeine Paranoia bilden damit einen recht runden Roman, wie ich finde. Der Protagonist kommt recht sympathisch herüber, die Verfolger empfand ich als zu abstrakt im Hintergrund. Ein gutes Buch für Freunde der Thematik.