Jussi Alder-Olsen: Das Alphabethaus
Geschrieben von Ralph Troppmann am Dienstag, 22. April 2025 in Literatur
Jussi Alder-Olsen: Das Alphabethaus. dtv, München 2021. ISBN: 978-3-423-21952-5, 588 Seiten
Die Geschichte beginnt im zweiten Weltkrieg, die beiden britischen Piloten James und Bryan brechen in der letzten Phase des Krieges zu einer Aufklärungsmission über Deutschland auf. Während ihres Fluges werden sie abgeschossen, überleben aber und versuchen zu entkommen. Nach kurzer Zeit bemerken und verfolgen deutsche Soldaten die beiden. Als sie an eine Bahnlinie kommen und zufällig ein Zug vorbeifährt, springen sie schnell entschlossen auf. Bei dem Zug handelt es sich um einen Krankentransport von der Ostfront. Um nicht entdeckt zu werden, beschließen sie, zwei schwerverletzte Soldaten aus dem Zug zu werfen und nehmen ihren Platz in den Betten ein. Sie tätowieren sich sogar die Blutgruppe auf den Arm, so wie es bei der SS üblich ist - allerdings passt ihre eigene nicht zu den Patienten, die sie ersetzen - eine schwierige Entscheidung.
Schließlich werden sie in ein Lazarett in Freiburg im Südwesten Deutschlands gebracht, noch weit von der Front. Dort stellen sie fest, dass sie in einem Haus mit geistig Kranken untergebracht werden. Ziel der Ärzte ist, die Soldaten so schnell wie möglich wieder fronttauglich zu machen und mögliche Simulanten zu enttarnen, die sich dem Dienst an der Front entziehen wollen. James und Bryan bleibt nichts anderes übrig, als sich ebenfalls psychisch krank zu stellen und auf eine Gelegenheit zur Flucht zu warten. Doch die rabiate Behandlung mit Psychopharmaka und Elektroschocks bleibt nicht folgenlos. Zudem scheinen sie nicht die einzigen Simulanten zu sein.
Um nicht zu viel zu verraten, ende ich hier mit der Beschreibung der Geschichte, die sich noch bis weit nach Kriegsende erstrecken wird.
Das Buch fand ich anfangs spannend, dann aber auch sehr bedrückend: die Beschreibung der tatsächlich und zum Teil auch nur vorgeblich Kranken und die drastische Behandlung vor allem gegen Kriegsende, als jeder auch nur halbwegs taugliche Mann gebraucht wird, ist sehr plastisch. Im späteren Verlauf geht es in eine eher kriminalistische Erzählung über, die aber auch hier immer wieder überraschende und tiefgreifende Wendungen erfährt.
Ich finde das einen gelungenen Roman mit (sogar in einem kleinen Anhang belegten) historischen Fakten, der viele Themen behandelt: Rache, Flucht, Verrat, medizinische Experimente werden auf dem Cover genannt.