Alastair Reynolds: Elysium Fire

Geschrieben von Ralph Troppmann am Dienstag, 26. Januar 2021 in Literatur

Alastair Reynolds: Elysium Fire
Orbit, New York: 2018. ISBN: 978-0-316-55567-8. 419 Seiten

Das müsste jetzt eines der letzten Werke von Reynolds sein, einem meiner Lieblingsautoren, das ich noch nicht gelesen habe. Die Handling spielt hauptsächlich im Glitter Band um den Planeten Yellowstone, jeder dieser "Glitter" ist ein eigenes Habitat, das den Planeten umkreist. Es ist eine ferne Zukunft mit einer  utopischen Regierungsform, einer direkten Demokratie, in der alle Einwohner mittels Implantaten im Kopf ständig über anstehende Anträge abstimmen können.

Möglich wurde dies durch ein System, das von Sandra Voi einst geschaffen wurde und das so sicher ist, dass es noch nie gelang, dessen Integrität in Frage zu stellen. In einem der Handlungsstränge erfahren wir von Julius und Caleb, die als Nachkommen der Voi-Familie von ihren Eltern in besonderen Fähigkeiten trainiert werden, um dieses System zu wahren.

Parallel existiert eine Organisation namens Panoply, deren Aufgabe ist, sicherzustellen, dass das System der direkten Demokratie ungefährdet weiter existiert. Es treten jedoch mysteriöse Todesfälle auf, die die Angehörigen dieser Organisation, die Prefekten, zu Ermittlungen führen. Dies nicht genug, es gibt eine separatistische Strömung unter Führung von Devon Garlin. Bei diesem hat Prefekt Tom Dreyfus (den wir evtl. schon aus früheren Romanen kennen) von Anfang an ein schlechtes Gefühl, hinter ihm scheint viel mehr zu stecken.

Plötzlich steigt die Zahl der mysteriösen Todesfälle an und es scheint sich zu einer exponentiellen Entwicklung zu steigern. Fieberhaft arbeiten die Prefekten von Panoply daran, weitere Todesfälle zu verhindern und die Hintergründe aufzudecken. Irgendwo in der Vergangenheit scheint es einen Zusammenhang zu geben...

Alastair Reynolds legt hier aus meiner Sicht wieder ein solides Stück Hard Science Fiction vor. Die Story ist spannend und durch den Wechsel zwischen den Handlungssträngen kurzweilig. Die Science-Fiction-Elemente setzt er gekonnt ein um einerseits seinem Genre treu zu bleiben und andererseits nie durch durch übertriebenen Einsatz unglaubwürdig zu werden. So sind die Whiphounds, die universellen Sensoren/Waffen der Prefekten zwar bekannten Technologien weit überlegen aber dennoch (etwas erweiterten) Naturgesetzen unterworfen, dass sie nicht als unüberwindbare Superwaffen erscheinen.

Die Entwicklung der Handlungsstränge verbindet sich im Lauf der Handlung immer mehr, bis es am Ende in einem nach meiner Meinung stellenweise etwas verworrenen Finale endet. Hier war für mich eine Wendung zu viel drin, was meine Begeisterung etwas schmälert. Leider habe ich das bei Reynolds schon das eine oder andere Mal erlebt, dass es am Ende etwas abflaut. Trotzdem möchte ich das Buch allen ans Herz legen, denen diese Art von Geschichten liegt. Dabei hat man am meisten Spaß, wenn man den mittlerweile 6-teiligen Revelation Space Zyklus mit dem namensgebenden Titel Revelation Space (Unendlichkeit in deutsch) beginnt, da sind echte Perlen dabei!

0 Kommentare Mehr...

Stanislaw Lem: Die Astronauten

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 10. Januar 2021 in Literatur

Stanislaw Lem: Die Astronauten
Suhrkamp: 1951 (16. Auflage 2016). ISBN: 978-3-518-36941-8. 284 Seiten

Der Einband zeigt eine modernste, senkrecht startend und landende Rakete. Die Handlung beginnt jedoch Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Niedergang eines vermeintlichen Kometen in den Weiten Sibiriens. Erste Expeditionen dahin bleiben jedoch erfolglos und das Ereignis gerät in Vergessenheit.

Am Beginn des 21. Jahrhunderts stößt man jedoch bei Bauarbeiten auf einen extrem harten Block, der sich bei genauerer Untersuchung als eine Art Datenträger herausstellt und wohl damals in einem Absturz niederging. Nach der Analyse kommt man zum Ergebnis, dass es sich bei diesem sogenannten Rapport um eine Nachricht vom Schwesterplaneten der Erde, der Venus, handeln muss.

Dabei arbeiten Gelehrte verschiedener Fachrichtungen und vieler Nationen zusammen. Es fällt die Entscheidung, mit einem Raumflug zur Venus mehr herauszufinden. Es besteht der Verdacht, die Erde könne von dort aus angegriffen werden.

Auf dem Flug lernt der Leser die Hauptpersonen näher kennen, um sich die Zeit zu vertreiben beschließen die Astronauten nämlich, sich jeweils etwas über wichtige Ereignisse in ihrem Leben zu erzählen.

Die Schreibweise ist anfangs etwas ungewohnt, der Roman ist schließlich vor etwa 70 Jahren entstanden. Dabei scheint die zu der Zeit verbreitete Technik-Gläubigkeit durch, insbesondere bezüglich der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten "des Atoms". Dieses treibt auch das Raumschiff an, was sich auch später in scheinbar unerschöpflichen Treibstoffvorräten äußert. Für viele Objekte werden heute archaisch wirkende Begriffe genutzt, etwa Prädiktor für Autopilot und das Raumschiff heißt Kosmokrator. All das passt sehr gut zur Grundstimmung der Handlung und Erzählweise des Autors.

Auf der Venus angekommen, entdecken die Astronauten eine teils surreale Landschaft, die sie zu großen Teilen zunächst nicht verstehen. Bestimmte technische Artefakte erregen ihr Interesse und werden genauer untersucht, wobei es auch zu gefährlichen Situationen kommt. Nach und nach setzt sich ein Bild zusammen, das den Leser durchaus zum Nachdenken anregen soll.

Trotz der teilweise nicht mehr aktuellen Vorstellungen gefällt mir der Roman gut. Für mich hat der Charme der 1950er mit der technologischen Aufbruchstimmung hier einen sehr anregenden Effekt - man denkt auch einmal wieder darüber nach, was in den wenigen Jahrzehnten tatsächlich an technischer und gesellschaftlicher Entwicklung stattgefunden hat und wie es aus damaliger Sicht auch hätte kommen können. Das Schicksal der Venus-Zivilisation wird gerade nur soweit angedeutet, dass eigene Gedanken dazu möglichst frei bleiben.

Für mich eine Empfehlung, wenn man sich z.B. auch gerne mal einen ruhigeren, alten Film ansieht - im Kontrast zu den modernen, mit Special Effects überladenen...

0 Kommentare Mehr...

Seite 1 von 1, insgesamt 2 Einträge

Suche

Nach Einträgen suchen in Ralles personal blog:

Das Gesuchte nicht gefunden? Gib einen Kommentar in einem Eintrag ab oder nimm per E-Mail Kontakt auf!