Dmitry Glukhovsky: Der Posten

Geschrieben von Ralph Troppmann am Samstag, 11. Dezember 2021 in Literatur

Dmitry Glukhovsky: Der Posten. Heyne, München 2021. ISBN 978-3-453-32177-9, 413 Seiten

Nachdem ich vom Autor die Metro-Trilogie gelesen hatte und eigentlich auch ganz gut fand, war ich neugierig auf sein neues Werk Outpost - Der Posten.

Die Geschichte spielt wieder in Russland, diesmal allerdings in einem abgelegenen Grenzposten. Auf der einen Seite der Grenze liegt Moskau mit den Überbleibseln eines Reiches, das durch einen zurückliegenden Krieg vom Rest des ehemaligen Imperiums abgetrennt wurde. Die Grenze ist hier ein Fluss mit einer tödlich giftigen Brühe, nur durch eine Eisenbahnbrücke zu überqueren. Der Grenzposten hat die Aufgabe, niemand von jenseits der Brücke ins Land zu lassen. Es kam aber auch schon lange niemand mehr...

Der Grenzposten selbst ist ganz nett als verfallender Posten im Stile abgelegener sowjetischer Militärsiedlungen porträtiert. Man ist von Lebensmittellieferungen aus der fernen Hauptstadt abhängig, die Umgebung ist unwirtlich, es herrscht das Militär in Form von Kommandant Sergej Petrowitsch, der wie viele seiner Untergebenen recht abgerissen daherkommt und dem Alkohol nicht abgeneigt ist. Unser Held Jegor ist dessen Stiefsohn und träumt von einer Karriere als Musiker, was in dieser Umgebung nicht wirklich realistisch ist. Seine Angebetete Michelle ist die Schönheit des Postens, nimmt ihn aber nicht wirklich wahr und träumt sowieso davon, nach Moskau abzuhauen.

So weit, so trostlos. Eines Tages kommt aber doch jemand über die Brücke, ein Pope. Sobald er sich von der gefährlichen Überquerung der Brücke einigermaßen erholt hat, bringt er die Bewohner des Postens mit seinen düsteren Prophezeiungen gehörig durcheinander. Der Kommandant Sergej muss um seine Autorität kämpfen, nicht einfach, da auch die Lebensmittel knapp werden und die Lieferungen aus Moskau ausbleiben. Dann erscheint auch noch unerwartet ein Kommando schneidiger Kosaken auf einer Mission.

Die Geschichte beginnt für mich eigentlich ganz interessant, gerade der junge Jegor wird recht gut beschrieben. In die Umgebung konnte ich mich gut hineinversetzen, auch wenn ziemlich viele Klischees bedient wurden. Einige Handlungsstränge kommen mir so vor, als wäre das Werk übereilt veröffentlicht worden, ohne völlig fertiggestellt worden zu sein. Die düsteren Andeutungen erzeugen dennoch eine bedrückende Spannung. 
Das Ende empfand ich persönlich als unnötige Gewaltorgie, wenngleich es dann doch zu einem kleinen Happy End kommt. Das war aber irgendwie vorhersehbar.

Insgesamt war ich ehrlich etwas enttäuscht, aus dem Setting hätte der Autor mehr machen können. In Metro hat er gezeigt, dass er es kann.
Bei diesem Buch überlege ich tatsächlich, ob ich es mir ins Regal stelle oder doch gleich wieder abgebe - was nicht oft vorkommt.

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