Lisa-Marie Reuter: Exit this City

Geschrieben von Ralph Troppmann am Donnerstag, 6. Januar 2022 in Literatur

Lisa-Marie Reuter: Exit this City. Fischer Tor, Frankfurt a.M. 2021. ISBN 978-3-596-70482-8, 427 Seiten

Das Cover des Buches zeigt eine futuristische Stadtansicht und eine Biene, insgesamt ist es sehr "cyberspacig" gestaltet. Das gibt uns einen Vorgeschmack auf das, was wir hier zu erwarten haben.

Die Geschichte beginnt mit einem verstörenden Erlebnis von Paksha. Die junge Frau kommt von einer andamanischen Insel, die dem Klimawandel zum Opfer gefallen ist, und lebt jetzt im Sektor Main-4/ME. Diese Region in der Nähe von Würzburg dient dem Anbau von Realfood. Dies ist mittlerweile (die Geschichte spielt in der Zukunft) selten und teuer, sodass reiche Inder auf ihren Ländereien deutsche Arbeiter dies anbauen lassen. Durch einen Zufall trifft sie hier auf Veeru, die in dem sich gerade entwickelnden Aufstand eine führende Rolle einnimmt.

Veeru ist nämlich eine besondere Frau - sie hat den Stich einer der genetisch modifizierten, "zoologically optimized mutant bees", kurz ZOMBees, überlebt. Normalerweise ist das nämlich innerhalb weniger Tage tödlich und das ist auch einer der Gründe für den Aufstand. Zwischen Veeru und Paksha entwickelt sich eine enge Beziehung, beide spielen im Verlauf des Aufstands und der Entwicklung der Geschichte eine entscheidende Rolle.

Im zweiten Handlungsstrang begegnen wir dem Ich-Erzähler mit seinem Hund Ray in Delhi. Der Erzähler hat anfangs noch keinen Namen, er weiß auch nicht wirklich etwas über seine Vergangenheit. Er schlägt sich als Kurier für Essen durch und sucht nach Ersatzteilen für sein Raumschiff. Nach und nach bekommt er Teile seiner Erinnerung zurück und wie sich die Dinge entwickeln, haben die Hauptpersonen mehr miteinander zu tun, als man vermuten würde - schließlich leben sie auf beinahe entgegengesetzten Seiten des Planeten.

Dieses Buch finde ich gelungen, entführt sie uns doch in ein erfrischend anderes Szenario. Die Erde leidet unter den Folgen des Klimawandels und gut gemeinte genetische Veränderungen an Organismen haben eine neue Gefahr hervorgebracht. Das uns bekannte Verhältnis von reichen Mitteleuropäern zur unter ärmlichen Verhältnissen lebenden Menschen in Indien hat sich umgekehrt. Allein das regt schon zum Nachdenken an.
Ergänzend spielt ein Teil der Handlung gleich hier bei mir um die Ecke, mit vertrauten Ortsnamen und Landschaften.
Die Handlung bleibt spannend, erst gegen Ende erfährt man etwas über die tatsächlichen Ziele der Hauptpersonen. Trotz überraschender Wendungen bleibt die Geschichte in meinen Augen glaubwürdig (soweit dies bei einem Zukunftsroman überhaupt möglich ist).
Gewürzt wird das Ganze durch kurze Einflüsse aus der indischen Mythologie, die Autorin ist studierte Indologin.

Spannend, zum Nachdenken anregend, flüssig zu lesend und sogar ein kleines bisschen lehrreich - ich freie mich auf weitere Romane von Lisa-Marie Reuter!

 

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