Chris Hadfield: The Apollo murders

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 6. März 2022 in Literatur

Chris Hadfield: The Apollo murders. Quercus, London 2021. ISBN 978-1-52940-682-5, 470 Seiten

Der Rückentext lässt hoffen: ein Roman, geschrieben von einem echten Astronauten, über einen der Apollo-Mondflüge. Die Pressestimmen dazu waren positiv, also "ran ans Werk".

Der Roman spielt in den 1970er Jahren, auf der Erde beherrscht der kalte Krieg die beiden Supermächte und im Weltraum wird dieser im Streben nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und Dominanz fortgeführt. Die Amerikaner waren mit den Apollo-Mondlandungen erfolgreich, die Sowjets mit unbemannten Sonden wie Lunokhod. Aber auch die beginnende Verlagerung der gegenseitigen Spionageflüge auf Satelliten im Weltraum findet zu dieser Zeit statt.

In dieser Situation erleben wir die Vorbereitungen für die letzte Apollo-Mission (Nummer 18), die sich recht schnell als militärische Mission herauskristallisiert. Denn Geheimdienstberichten zufolge haben die Sowjets einen neuen Satelliten gestartet, der bald in Dienst gestellt werden soll und dadurch die geheimen Aktivitäten der Amerikaner bedroht. Bei den Vorbereitungen zum Flug kommt es zu einem tragischen Unfall, wodurch der Kommandant der Ersatzcrew die Chance auf den Raumflug hat. Da die Amerikaner in dem neuen Satelliten eine Bedrohung sehen, sollen die Astronauten diesen auf dem Flug zum Mond außer Gefecht setzen.

Parallel erfahren wir von den Aktivitäten der Russen, die natürlich genauestens den Flug und dessen Vorbereitungen verfolgen. Gleichzeitig machen sie mit dem Rover Lunokhod eine wichtige Entdeckung. Und irgendeine geheimnisvolle Operation wird vorbereitet, die auf einen Spion in den amerikanischen Reihen schließen lässt.

Ab dem Start der Apollo 18 beginnt sich ein rasantes Spiel zu entwickeln. Der kurze Abstecher zum russischen Satelliten entwickelt sich dramatisch anders als geplant. Auf dem weiteren Flug zum Mond kommt es zu weiteren, überraschenden Entwicklungen und auf dem Mond gipfelt die Situation zu einem weiteren Kräftemessen zwischen den Supermächten.

Bei der Rückkehr zur Erde und der Landung im Pazifik kommt es schließlich zum Showdown, bei dem ich zugegeben mittlerweile etwas ausgestiegen bin. Da sind nach meinem Geschmack dem Autor die Handlungsfäden etwas arg in die Agententhriller dieser Zeit abgeglitten.
Daher betrachte ich diesen Roman auch eher als Thriller, denn als Science Fiction Roman. Zugutezuhalten ist dem Autor die fundierte Kenntnis von dem worüber er schreibt. Insgesamt finde ich es aber etwas schade, dass ich nicht immer die Grenze zwischen historischer Realität und Fiktion erkennen konnte, gerade die Ausführungen über das Apollo-Programm fand ich interessant. Trotzdem ein spannendes Buch!

0 Kommentare Mehr...

Moritz Heger: Aus der Mitte des Sees

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 6. März 2022 in Literatur

Moritz Heger: Aus der Mitte des Sees. Diogenes, Zürich 2021. ISBN 978-3-257-07146-7, 245 Seiten

Zwischen all den actiongeladenen und epischen Erzählungen und Dystopien tut es gut, auch mal etwas stilles, unaufgeregtes zu lesen. Und genau das sind auch die beiden Attribute, mit denen ich Kollegen und Freunden dieses Büchlein beschrieb: still und unaufgeregt.

Ort der Handlung ist eine Abtei der Benediktinier, Hauptperson der Handlung ist Lukas. Wobei Handlung hier beinahe ein etwas übertriebener Begriff ist, liest man doch viel über Eindrücke und Gedanken. Die beiden wichtigsten Orte sind die Abtei und ein nahe gelegener See, an dem Lukas beinahe täglich schwimmen geht. Dort denkt er auch über das Leben, seine Mitbrüder und auch seinen gleichaltrigen, ehemaligen Freund nach, der vor einiger Zeit das Kloster verlassen hat, um eine Familie zu gründen. Gerade mit diesem befindet es sich anfangs im gedanklichen Dialog.

Eine junge Frau besucht irgendwann das Kloster und zwischen den beiden entspinnt sich ein oftmals nur gedanklich geführter Austausch, der in Lukas zu einer gewissen Veränderung führt, die sich am Ende sogar auf die Zukunft des Klosters auswirkt.

Wie erwähnt, beschränkt sich die Handlung weitgehend auf Spaziergänge, Schwimmen im See und Abläufe im Kloster. Lukas spricht häufig nur in seinen Gedanken mit anderen, insgesamt hat das etwas sehr beruhigendes, wie ich finde. Die Geschichte hat dennoch eine Entwicklung, die am Ende sogar recht überraschende Früchte trägt, aber stets in einer so ruhigen Art geschildert wird, dass es selbst bei mir nicht zu einem verwunderten Ausruf führte - anders, als wenn ich in wenigen kurzen Sätzen den Inhalt zusammengefasst bekommen hätte.

Ein entspannendes Buch, um zwischendurch mal etwas zur Ruhe zu kommen und um vielleicht auch einmal zu versuchen, in die Gedankenwelt eines besonderen Menschen zu schlüpfen. Es wird vielleicht nicht jeder oder jedem gefallen, ich fand es jedenfalls lesenswert.

 

0 Kommentare Mehr...

Seite 1 von 1, insgesamt 2 Einträge

Suche

Nach Einträgen suchen in Ralles personal blog:

Das Gesuchte nicht gefunden? Gib einen Kommentar in einem Eintrag ab oder nimm per E-Mail Kontakt auf!