Diane Cook: Die neue Wildnis

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 16. Oktober 2022 in Literatur

Diane Cook: Die neue Wildnis. Heyne, München 2022. ISBN: 978-3-453-32158-8, 542 Seiten

Das Buch pendelt für mich zwischen Utopie und Dystopie, vermutlich wie im richtigen Leben. Dabei passt es überraschend gut in manch aktuelle Stimmung mit Energie- und Klimakrise und politischen Krisen.

Das Szenario ist interessant: eine Gruppe von 20 Menschen wird in naher Zukunft in einem amerikanischen Nationalpark gebracht, um dort zu (über-)leben. Dabei soll erforscht werden, welchen Einfluss das auf die Natur und die Menschen hat. Unterstützung von Außen gibt es praktisch keine, lediglich zu den Nationalparkrangern gibt es sporadischen Kontakt, wenn diese Anweisungen und seltene Post überbringen.

Von den mitgebrachten Hilfsmittelt hält kaum etwas lange, nach und nach werden Kleidung, Nahrung und Werkzeuge aus natürlichen Quellen hergestellt. Die Kenntnisse und Fähigkeiten dazu müssen die Menschen der Gruppe erst entdecken und erlernen. Dabei kommt es zu Opfern durch Hunger, Krankheiten, Abstürze. Mit einer solchen, anfangs für mich etwas verstörenden Situation, beginnt das Buch. Doch man kommt schnell hinein und ich konnte mich mit einzelnen Mitgliedern der Gruppe identifizieren,

Immer wieder wird die nahezu urzeitliche Lebensweise der Gruppe unterbrochen, etwa durch Ranger, die mit dem Jeep durch die Wildnis fahren oder Überwachungsdrohnen. Dadurch wirkt die Situation zuweilen surreal, was die Autorin vermutlich genau so erreichen wollte. Gegen Ende treten Einflüsse von außerhalb des Nationalparks auf, die den weiteren Weg der Gruppe entscheiden. Diese ist nicht völlig autonom in ihren Entscheidungen und zum Schluss fühlte ich mich an die Situation indigener Völker nach dem Kontakt zur Zivilisation erinnert.

Ein interessantes Buch, das nachdenklich macht.

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Neal Stephenson: Amalthea

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 16. Oktober 2022 in Literatur

Neal Stephenson: Amalthea. Goldmann, München 2018. ISBN: 978-3-442-48642-7, 1055 Seiten

Mal wieder ein ordentlicher Schmöker von einem meiner Lieblingsautoren (sein Cryptonomicon rangiert unter meinen Top 3). Auch in diesem Buch ist sein naturwissenschaftlicher Hintergrund klar erkennbar, alles wirkt gut recherchiert und ausgearbeitet, es könnte alles so passieren.

Die Geschichte beginnt vergleichsweise unspektakulär, der Mond wird von einem unbekannten Himmelskörper getroffen und zerbricht in mehrere Teile. Nach dem ersten Schrecken scheint sich die Situation aber zu normalisieren. Bis einem Wissenschaftler klar wird, dass nicht mehr aufzuhaltende Ereignisse eintreten werden: die Teile des Mondes werden kollidieren, dabei weiter zerbrechen und dadurch noch häufiger zusammenstoßen bis sich das recht schnell exponenziell steigern wird. Durch den daruch ausgelösten Schauer an Gesteinskörpern wird es auf der Erde recht ungemütlich werden.

Als sich diese Erkenntnis durchsetzt, arbeitet die Menschhait zusammen an einem Plan, das die Menschheit in einem Archen-Projekt im Weltraum retten soll. Da jedoch nicht alle gerettet werden können, beschränkt man sich auf wenige auserwählte Personen und eine große Genbank. Um den Risiken im Weltraum zu trotzen, wird die Arche verteilt angelegt, um einzelne Ausfälle kompensieren zu können. Doch auch dieser gute Plan droht zu scheitern.

Stephenson holt hier groß aus, die Geschichte spannt sich über tausende Jahre und birgt einige überraschende Wendungen. Doch die Menschheit schafft es, so viel sei verraten, zu überleben - wenn auch anders, als geplant. Für mich gut und spannend zu lesen, trotz des Umfangs von über 1000 Seiten. Eine klare Empfehlung von mir, vor allem aufgrund der Erkenntnis, dass selbst epische Menschheitsprojekte doch auch 'nur' von Menschen ausgeführt werden, die auch weiterhin ihre Eigenheiten haben.

 

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Cheryl Strayed: Der große Trip

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 16. Oktober 2022 in Literatur

Cheryl Strayed: Der große Trip. Goldmann, München 2014. ISBN: 978-3-442-15812-6, 444 Seiten

Ein Reisebericht. Nein, ein Buch über die Entwicklung der Autorin. Nein, auch nicht ganz. Irgendwie beides.

Cheryl Strayed schrieb dieses Buch über ihre Wanderung auf dem Pacific Crest Trail, einem Fernwanderweg im Westen der USA, den sie zum Teil durchwanderte. Dabei springt sie immer wieder in der Zeit zurück, zu ihrer Kindheit und der Krankheit ihrer Mutter. Nach deren Tod und einer gescheiterten Ehe sowie allgemeiner Sinnsuche fasste sie den Entschluss zu dieser Wanderung. 

Aus meiner Sicht vermag sie gut ihre Motivation für diese Reise zu beschreiben, auch wenn die häufigen Rückblenden für mich den Lesefluss immer wieder unterbrachen. So ist mir immer noch nicht klar, welche Art von Buch ich hier vor mir habe. Doch passt es auch irgendwie wieder zusammen, das eine führt zum anderen. Durch das Einlassen auf den Trail und die Menschen, die auf ihm wandern verarbeitet sie ihre Vergangenheit. Sie steht immer wieder neuen Herausforderungen gegenüber, die sie nicht zuletzt mithilfe von mitgenommenen Büchern bezwingt. Die gelesenen Seiten verbrennt sie übrigens, um Gewicht zu sparen, aber vermutlich auch symbolisch, um die Vergangenheit abzuschließen.

Für mich ein trotz vieler Rückblenden ein lesenswertes Buch, das sich zu einem Klassiker für alle entwickelt hat, die auch mit dem Gedanken an eine längere Wanderung spielen.

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