Marc Elsberg: Zero

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 20. Oktober 2024 in Literatur

Marc Elsberg: Zero. Blanvalet, München 2014. ISBN: 978-3-7341-0093-2, 495 Seiten

Sie wissen, was du tust - so lautet der Untertitel, und das gibt schon einen guten Einblick. Die Handlung spielt in naher Zukunft, die meisten Menschen nutzen die Plattform Freemee, die über die Möglichkeiten derzeitiger Social Media Plattformen hinausgeht. Die Analysen von Freemee erlauben nämlich nicht nur, viel mehr über seine Mitmenschen herauszufinden oder sich selbst zu optimieren, zum Beispiel in sportlicher oder schulischer Hinsicht, sondern dient auch im Hintergrund dazu, etwa Wahlergebnisse vorherzusehen oder sogar zu beeinflussen. Durch verbreitete Datenbrillen ist das System fast allgegenwärtig und weckt natürlich bei verschiedenen Akteuren Begehrlichkeiten.
Gleichzeitig gibt es eine Partei, die sich Zero nennt und die vor den Gefahren dieser Systeme warnt. Hier findet man Bezüge zu derzeit bekannten Whistleblowern. 

Nun kommt es zu gewissen Unregelmäßigkeiten, die zunächst nicht auffallen. Doch hartnäckige Recherchen weisen auf eine erhöhte Todesrate bestimmter Zielgruppen hin, eine Erkenntnis, die die Journalisting Cynthia in ein rasantes Spiel der Mächte und große Gefahr bringt. Durch die allgegenwärtige Überwachung wird es schwer, dem zu entkommen.

Das Buch fand ich spannend, viele der technischen und analytischen Möglichkeiten erscheinen nicht sehr weit hergeholt. Die Berichterstattung um enthüllte Massenüberwachungssysteme wird hier als Basis genommen und mit abzusehender technischer Weiterentwicklung verknüpft, um ein nahes Zukunftsbild im Stile Orwells 1984 zu entwickeln. Da beruhigt es zumindest teilweise, dass es auch weiter Elemente geben wird, die vor den Gefahren dieser Systeme warnen und sogar aktiv dagegen vorgehen, indem sie zum Beispiel solche Machenschaften aufdecken.

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Dmitry Glukhovsky: Outpost. Der Aufbruch

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 20. Oktober 2024 in Literatur

Dmitry Glukhovsky: Outpost. Der Aufbruch. Heyne, München 2023. ISBN: 978-3-453-32187-8, 448 Seiten

Der Roman ist die Fortsetzung des Titels Outpost Der Posten, in der Außenposten Jaroslawl des Moskauer Zarenreichs von teuflisch veränderten Menschen aus dem Osten überrannt wurde. Der zweite Teil beginnt zum einen mit einer Gruppe Menschen, die den Horror von Jaroslawl entkommen sind und sich in Richtung Moskau aufmachen, um die Bevölkerung dort zu warnen. Gleichzeitig wird eine Gruppe Kosaken vom Zaren ausgesandt, um die Situation vor Ort zu prüfen, der Außenposten meldet sich nicht mehr.

Die Kosaken treffen auf die Überreste des Grauens, ein Teufelsgebet infiziert die Menschen, die dann zu einer blutrünstigen Meute werden. Einzige Rettung ist, sich die Trommelfelle zu durchstechen, damit man das Teufelsgebet nicht hören kann. Dies einzudämmen gelingt jedoch nicht und eine Welle Infizierter stürmt auf Moskau zu. Dort laufen gerade die Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten, mit denen dem Sieg über diese Seuche gedacht werden soll. Die Warnungen der Überlebenden werden daher zunächst als Verrat gewertet.

Das Buch fand ich durchaus wieder mitreissend geschrieben, spannend vor allem auch durch den Wechsel zwischen dem harten Überleben beim Außenposten und dem zwar dystopischen, aber auch dekadenten Leben im Zentrum der Macht, in dem sich die Elite beim Ballett unterhält, aber auch das Volk sich nur in bestimmten Bereichen bewegen darf. Diese Mischung aus zerfallenem Sowjetreich, Verklärung der Vergangenheit und wiedererwachtem Zarentum sowie den Ereignissen um das Teufelsgebet finde ich sehr spannend.

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Cory Doctorow: red team blues

Geschrieben von Ralph Troppmann am Samstag, 19. Oktober 2024 in Literatur

Cory Doctorow: red team blues. Heyne, München 2024. ISBN: 978-3-453-32314-8, 334 Seiten

Dieser Roman bezeichnet sich als "cyberthriller", was für mich nach mehr cyber klingt, als es vielleicht ist. Der Roman spielt mehr oder weniger in der Gegenwart, der Titel spielt auf das rote Team der Angreifer und das blaue der Verteidiger im Rahmen von Cybersicherheit an. Marty, unser Held, ist schon seit Anbeginn des Silicon Valleys im Geschäft und löst Probleme für seine Kunden, es geht meist um viel Geld und dessen Verfolgung durch verschachtelte Konstruktionen und digitale Währungen. Eigentlich könnte Marty in den Ruhestand gehen, er ist 67, doch ein alter Freund bittet ihn um Hilfe. Marty soll geraubte Kryptoschlüssel wiederbeschaffen. Das gelingt ihm auch, die enorme Belohnung spricht nun wirklich für den Ruhestand. Wären da nicht die Gruppierungen im Hintergrund, die durch den Raub und die Wiederbeschaffung auf Marty aufmerksam wurden. Jetzt muss er sich selbst wehren und spielt ungewollt im blauen Team.

Das Setting ist durchaus mal etwas Neues, man stößt auf viele bekannte Namen, Orte und Unternehmen aus dem Silicon Valley. Der Protagonist kann das wirklich alles miterlebt haben, insgesamt hätte ich jedoch noch mehr technische Aspekte erwartet, damit das Buch dem Prädikat Cyberthriller gerecht würde. Aber so pendelt die Geschichte um einen älteren Ermittler mit kaum vorhandenen Beziehungen, einem Hang zu Alkoholika, wenig geregeltem Leben in einem ausrangierten Tourbus und vielen Bezügen zu alten Zeiten. Die gelegentlichen, dann auch körperlichen, Beziehungen zu Frauen, die Flucht von ominösen Regierungsbehörden und eine allgemeine Paranoia bilden damit einen recht runden Roman, wie ich finde. Der Protagonist kommt recht sympathisch herüber, die Verfolger empfand ich als zu abstrakt im Hintergrund. Ein gutes Buch für Freunde der Thematik.

 

 

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