Revenger / Shadow Captain / Bone Silence

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 22. November 2020 in Literatur

Hier nun meine Meinung zu der Revenger-Trilogie von Alastair Reynolds. Achtung: wer sie selbst lesen möchte, sollte nach meinem Review des ersten Teils nicht weiterlesen - Spoilergefahr!

Alastair Reynolds: Revenger
Gollancz, London: 2016. ISBN: 978-0-575-09055-2. 425 Seiten

Hier hat sich Alastair Reynolds wieder einmal ein interessantes Setting überlegt: Die Menschheit lebt auf den Ruinen vergangener Kulturen. Einzelne Raumschiffcrews besuchen geheimnisvolle Baubles, Objekte im Weltraum, die Relikte aus vergangenen Kulturen enthalten - aber auch Gefahren. Diese Baubles öffnen sich nur selten und dann auch nur für bestimmte Zeit - was komplizierte Planung erfordert, und ganz so einfach lassen sie sich auch nicht öffnen. Der Lohn bei erfolgreichen Expeditionen kann jedoch gewaltig ausfallen, daher ist auch Captain Rackamore mit seiner Crew auf dem Schiff Monetta's Mourn in diesem Geschäft.
Arafura (die Hauptprotagonistin) und Adrana Ness sind zwei Schwestern und leben mit ihrem Vater und Paladin, einem Roboter, auf einem eher langweiligen Planeten Mazarile. Dort heuern sie zum Geldverdienen und auf der Suche nach Abenteuer auf der Monetta's Mourn an. Die Expedition verläuft dann irgendwann doch nicht wie erwartet - ihr Vater möchte seine Töchter zurückholen und es kommt zum Treffen mit der berüchtigten Piratin Bosa Sennen, die eine der Schwestern als Geisel nimmt und besondere Pläne mit ihr hat.
Anfangs liest sich das Buch wie einer der bekannten Jugendromane - Jugendliche verlässt das Elternhaus auf der Suche nach Abenteuer und Eigenständigkeit. Das ist trotz des gut ausgearbeiteten Hintergrunds mit Raumfahrt, den geheimnisvollen Baubles und den Hinweisen auf Aliens und den vergangenen Kulturen eher ein ungewöhnliches Arrangement für Reynolds. Doch merkt man im Verlauf schnell, dass es hier um mehr geht - und auch um viel größeres als das Schicksal eines Schiffes und seiner Crew.
Ich fand das Buch gut zu lesen, durch die vielfach nur angedeuteten Hintergründe bleibt die Spannung erhalten und ich war gespannt auf den zweiten Teil.

Alastair Reynolds: Shadow Captain
Gollancz, London: 2019. ISBN: 978-0-575-09065-1. 424 Seiten

Nach den dramatischen Ereignissen von Revenger wechselt die Perspektive zu Adrana, mittlerweile mit Kapitänin Arafura auf der Revenger, ehemals Dame Scarlet, besser bekannt als Nightjammer von Bosa Sennen. An sich ein exzellentes Schiff, durch die Vergangenheit als gefürchtetes Priatenschiff aber ist an die Landung auf zivilisierten Welten nicht zu denken. Die Crew beschließt daher, benötigte Vorräte aus Baubles zu bergen und sich den Rest notfalls von anderen Schiffen "zu borgen". Um dem Piratenunwesen Herr zu werden, wird inzwischen gezielt auf sie Jagd gemacht, was zu Verletzten unter der Crew führt und nun doch zu einer Landung in einem System zwingt. Dort erfährt man einige weitere Hintergründe, Alienrassen betreten die Bühne und die Crew erfährt von dem geheimen Depot von Bosa. Nach dramatischer Flucht führt sie die Reise direkt dorthin und was sie dort finden wirft weitere Fragen auf und hat direkt und gewaltig Einfluss auf das Finanzwesen des gesamten Systems.
Auch diesen Teil finde ich gut, wenn auch weiterhin unüblich für den Autor. Beide Schwestern durchlaufen eine Entwicklung, wobei die zunehmend vielen Geheimnisse den Leser stellenweise etwas strapazieren. Für das Durchhalten wird man mit Einblicken in die wahre Natur der Quoins, der universellen Währung sowie Hintergründe zur Geschichte von Captain Rackamore belohnt. Doch es bleibt noch vieles offen, daher freuen wir uns auf den dritten Teil.

Alastair Reynolds: Bone Silence
Gollancz, London: 2020. ISBN: 978-0-575-09069-9. 602 Seiten

So langsam rückt das große Ganze in den Fokus, zuvor werden die beiden Schwestern jedoch von Inver Stallis mit seiner Flotte gejagt. Die Schwestern teilen sich auf, wobei Arafura auf der Revenger bleibt und Adrana das gekaperte Schiff Merry Mare übernimmt. Eine Schwester will ein Alien, das bei der Flucht im zweiten Teil verletzt wurde, zu seinem Ziel und damit gleichzeitig die Crew und den Leser näher an die Lösung der großen Geheimnisse bringen. Die andere Schwester versucht die verfolgenden Schiffe abzulenken, wobei sich mit deren Anführer Stallis weitere Komplikationen ergeben.
Zum Ende fügen sich die Puzzleteile zusammen und es ergibt sich das bisher nur in kleinen Details erkennbare Gesamtbild.
All das ist plausibel und das Buch liest sich trotzt einiger recht fantastischer Details überwiegend spannend. Für diese Trilogie halte ich es für einen angemessenen Abschluss, wenngleich ich sowohl diesem Buch, wie auch der Trilogie nur eine gute 75%-Bewertung geben würde. Reynolds bleibt hier nach meinem Geschmack hinter der Qualität seiner anderen Werke zurück, wobei auch die Konstellation eher unüblich ist. Die Schilderung der Entwicklung der beiden Schwestern von behüteten Mädchen zu gestandenen Kapitäninnen, die auch harte Entscheidungen treffen müssen und können, ist ihm dennoch gelungen, wie ich finde.


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