David Gerrold: Hella
Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 13. Februar 2022 in Literatur
David Gerrold: Hella. DAW Books, New York 2022. ISBN 978-0-7564-1658-4, 441 Seiten
Wow, endlich mal wieder ein neuartiges Setting, gewürzt mit einigen Ideen zu unverkrampfteren Gesellschaftsentwürfen. Worum geht es?
Kyle lebt mit seiner Mutter und seinem Bruder auf Hella, einem Planeten, der von menschlichen Kolonisten besiedelt wurde. Wobei das auf Hella nicht ganz so einfach ist - der Planet hat einige Besonderheiten. So ist die Gravitation niedriger und der Sauerstoffanteil in der Atmosphäre höher als auf der Erde. Folglich ist die Flora und Fauna anders ausgeprägt, größer halt. Viel größer. Bäume werden schon mal drei Meilen hoch, die einheimischen Saurier riesig.
Durch die klimatisch extremen Jahreszeiten ziehen die Menschen regelmäßig zwischen Sommerland und Winterland um.
In dieser Situation muss jeder mit anpacken, da die Kolonie noch klein ist, wird jede Hilfe gebraucht. Kyle ist, nun ja, etwas anders, er denkt sehr schnell, dafür tut er sich mit Emotionen und den Zwischentönen menschlicher Kommunikation schwer. Doch für ihn findet sich eine große Aufgabe: er dokumentiert und beschreibt das Leben auf Hella für die neuen Kolonisten, die sich mit einem Raumschiff im Anflug befinden. Denn, so ergab die Erfahrung, viele der anfänglichen Verluste sind der Unerfahrenheit von Neuankömmlingen geschuldet.
Doch auch in der kleinsten Ansiedlung von Menschen kommt es zu Fehlentwicklungen, die sich hier langsam aber deutlich entwickeln und das Zusammenleben in der bisherigen, fragilen Form stark gefährden. Kyle spielt eine große Rolle im Versuch, das zu verhindern.
Allein die Beschreibung der Welt Hella ist schon interessant. Noch spannender fand ich die so nebenbei beschriebene Gesellschaftsordnung, die auch familiäre Gemeinschaften in gleichgeschlechtlicher Weise, aber auch mit mehreren Müttern oder Vätern ermöglicht. Ja sogar das eigene Geschlecht lässt sich verändern, auf Wunsch sogar mehrfach. In der beschriebenen Gesellschaft kommt das sehr nachvollziehbar und schon fast gewöhnlich herüber, für mich durchaus ein Gedankenanstoß.
Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen.