Naoki Urasawa: Monster

Geschrieben von Ralph Troppmann am Samstag, 21. Mai 2022 in Literatur

Naoki Urasawa: Monster - Band 1. Carlsen, Hamburg 2019. ISBN 978-3-551-73715-1, 422 Seiten

Diesen besonderen Manga-Band der Perfect-Edition hatte ich von einem 1E9-Kollegen erhalten, der kürzlich darüber ein Interview mit dem deutschen Verlag Carlsen geführt hatte (https://www.j-big.de/carlsen-verlag-manga-waechst-in-deutschland-und-wir-sehen-hierzulande-noch-viel-potenzial/). Ich fand das interessant und wollte mir das auch einmal ansehen, hatte ich doch bisher Mangas nicht wirklich ernst genommen.

Kann man überhaupt ein Manga rezensieren? Schließlich handelt es sich doch grundsätzlich erst einmal um einen gezeichneten Comic mit vergleichsweise wenig Text. Doch das vorliegende Exemplar unterscheidet sich schon durch die Art der grafischen Darstellung und vor allem die Ernsthaftigkeit des Inhalts von kurzen Comic-Strips a`la Dilbert oder Mickey Maus.

Zuerst fällt dem uneingeweihten Leser auf, dass auch die übersetzten Mangas wie die japanischen Originale von hinten nach vorne und von rechts oben nach links unten zu lesen sind. Daran gewöhnt man sich aber schnell, nur anfangs habe ich die Reihenfolge der Kästchen manchmal durcheinandergebracht. Die Zeichnungen finde ich durchweg gut gelungen, sie sind bis auf ganz kurze Farbabschnitte in schwarz-weiß. Geräusche werden Comic-typisch als Tap-Tap, Beep oder Womp wiedergegeben.

Held der Handlung ist der Japaner Dr. Kenzo Tenma, der als Neurochirurg an einer Düsseldorfer Klinik arbeitet. Als aufstrebender Arzt und herausragender Experte auf seinem Gebiet wird er vom Klinikchef gefördert und ist auch mit dessen Tochter Eva liiert.
Als er einen durch einen Schuss in den Kopf schwer verwundeten Jungen, dessen Familie aus der DDR geflohen war, operieren will, bekommt er vom Klinikchef eine neue Anweisung. Der Bürgermeister der Stadt wurde eingeliefert und soll von Dr. Tenma operiert werden, er sei für das Image der Klinik viel wichtiger. Kenzo hingegen entscheidet, den Jungen Johann zu operieren und rettet ihm dadurch das Leben. Der Bürgermeister wurde von einem Kollegen behandelt und verstarb. Dadurch fällt Kenzo beim Klinikchef in Ungnade, seine Tochter trennt sich von ihm und macht sich an den neuen Star unter den Ärzten heran.
An der Situation zeigt sich eine gewisse plakative Darstellung, die sich durch das ganze Buch hindurchzieht. Das halte ich für ein integrales Stilmittel, das man mögen muss.

In der Folge kommt es, neben dem Mord an den Eltern von Johann, bei der der Junge verletzt wurde und seine Zwillingsschwester einen Schock erlitt, zu weiteren Todesfällen. So werden der Klinikchef und zwei weitere Ärzte vergiftet. In Anbetracht der Umstände fällt natürlich ein Verdacht auf Kenzo, der aber mangels Beweisen folgenlos bleibt.

Mehrere Jahre später, Kenzo arbeitet inzwischen an einer anderen Klinik, holt ihn die Geschichte wieder ein. Über einen anderen Patienten kommt er wieder in Kontakt zu Johann und es entwickelt sich ein Plot um Psychopathie und weitere Morde.

Insgesamt bin ich hin- und hergerissen: einerseits beginnt eine durchaus spannende Geschichte, andererseits bin ich mit dem grafischen Erzählstil noch nicht so ganz warm geworden. Auch finde ich den Stil manchmal etwas plakativ, etwa den Verlust des Status nach Widerspruch gegen den Chef. Viele Figuren sind überzeichnet, etwa der Kriminalbeamte mit dem unfehlbaren Gedächtnis oder der ungepflegte Journalist auf der Suche nach der Wahrheit. Aber das gehört vermutlich zum Stil der Reihe dazu, man muss die Charaktere ja mit nur wenigen Worten beschrieben haben.
Ich denke, ich werde mir den nächsten Teil auch noch besorgen und dann entscheiden, ob ich das weiter verfolge. Da Mangas mittlerweile auch in vielen klassischen Buchläden ein eigenes Regal bekommen haben, werde ich da auch mal nach einem weiteren Buch mit einem anderen Thema suchen.


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