Timur Vermes: Er ist wieder da

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 10. März 2024 in Literatur

Timur Vermes: Er ist wieder da. Eichborn, Köln 2012. ISBN: 978-3-8479-0517-2, 396 Seiten

Das Buch lag schon so lange auf meinen "zu lesen"-Stapel, dass ich es zwischenzeitlich schon vergessen hatte. Doch nachdem ich es gelesen habe, wird es mich sicher noch etwas beschäftigen. Ganz ehrlich - so richtig sicher bin ich mir immer noch nicht, wie gut ich den Roman finden soll...

Zunächst zur Geschichte, die ist eigentlich schnell erzählt: Adolf Hitler erwacht in einem Hinterhof in Berlin, im August 2011! Wie er dorthin kam und warum er jetzt wieder lebt, bleibt unbekannt, das ist für die Geschichte eigentlich auch gleichgültig. Auf der Suche nach der Reichskanzlei macht er erste verstörende Kontakte zu ein paar Jugendlichen, die er für Hitlerjungen hält, deren Sprache ihn aber irritiert. Kurz darauf erkennt er an einem Kiosk beim Studium der Bild-Zeitung, dass es 2011 ist, worauf er erst einmal ohnmächtig wird. Wieder zu sich gekommen, erfährt er vom Kioskbetreiber und aus den Zeitungen den aktuellen Stand "im Reich". Zunächst darf er im Kiosk übernachten, durch seine Uniform und sein Auftreten erregt er jedoch schnell Aufmerksamkeit. Da das alle als sehr überzeugende Comedy verstehen, wird er von einer Comedy-Show mit Ali Wizgür als Sidekick engagiert - ja, an vielen Stellen des Textes wird es sehr komisch, ich musste immer wieder lachen. Durch sein "Talent" erhält er immer mehr Aufmerksamkeit und wird zum YouTube-Star.

Der Text liest sich sehr flüssig und ist satirisch überspitzt geschrieben - "er" könnte vielleicht so ähnlich gewesen sein, völlig überzeugt und wenig an Nebensächlichkeiten interessiert. Die sind immer wieder eingeflochten, etwa die Frage, wozu der Führer einen Personalausweis braucht, darum hätte sich früher schließlich Borrmann gekümmert. Doch was mich etwas zweifeln lässt, und das hat der Autor vermutlich auch genau so beabsichtigt, ist die Einfachheit mancher Argumentation, die durchaus nachvollziehbar erscheint. Die Presse handhabt er (auch ohne Schlägertrupps wie früher) geschickt, ebenso wie gegen Ende die politischen Parteien. So ähnlich mag das damals vielleicht auch gewesen sein, und nicht einmal wiederwillig springen da einige auf. Völlig überzeichnet jedoch, so stellt sich kurz die Frage, ob nicht Die Grünen für ihn die passende Partei wäre, bis er seine Partei wieder aufbauen kann (die NPD hat er als Haufen Waschlappen erkannt).

Rein als humorvoller Roman betrachtet, musste ich beim Lesen immer wieder schmunzeln. Historische Kritik kommt nur in Spuren vor, etwa in Form von Oma Krömeier, einer Holocaust-Überlebenden. Wenn es neben der Komik noch unbewusst zum Nachdenken anregt, hat man gleich noch einen guten Nebeneffekt. Das Buch kann ich empfehlen, den Film kenne ich noch nicht.

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Nikki Erlick: Die Vorhersage

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 25. Februar 2024 in Literatur

Nikki Erlick: Die Vorhersage. Heyne, München 2022. ISBN: 978-3-453-32244-8, 477 Seiten

Der Roman spielt in der Gegenwart und beginnt mit einem ganz ungewöhnlichen, aber zunächst erst einmal unspektakulären Ereignis: vor der Tür eines jeden Menschen auf der Erde liegt eine kleine Holzkiste. Darauf steht der jeweilige Name und ein Hinweis, dass der Inhalt das "Maß deines Lebens" beinhalte. Wer die Kiste öffnet, findet einen Faden. Die Länge des Fadens, so stellt sich mit der Zeit heraus, stellt die Länge des LEbens des Empfängers dar.

Die Geschichte entwickelt sich um einige wenige Personen, eine Lehrerin, eine Journalistin, zwei angehende Offiziere, einen Arzt und einige weitere. Manche haben einen kurzen Faden und damit eine kurze Lebenserwartung, manche einen langen Faden und manche öffnen die Kiste einfach gar nicht. Die Autorin beschreibt recht einfühlsam, wie die einzelnen Menschen mit ihrem Schicksal umgehen. Auch die gesellschaftlichen Auswirkungen werden beschrieben, in Form eines Entwurfs, wie es in so einem Fall vielleicht wirklich geschehen würde. So versucht ein skrupelloser Politiker die Spaltung zwischen Kurzsfaden und Langfaden zu vertiefen und für seine Zwecke zu nutzen.

Für mich ein lesenswertes Buch, flüssig geschrieben und in kurze Kapitel unterteilt, das mich über die Frage nachdenken lässt, ob ich meine Lebensdauer wissen wollen würde und wie ich mit diesem Wissen umgehen würden.

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Delia Owens: Der Gesang der Flusskrebse

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 21. Januar 2024 in Literatur

Delia Owens: Der Gesang der Flusskrebse. Heyne, München 2021. ISBN: 978-3-453-42401-2, 456 Seiten

Der Roman handelt von Kya Clark, die in sehr einfachen Verhältnissen in einem Sumpfgebiet an der Ostküste der Vereinigten Staaten in den 1950ern aufwächst. Der Vater trinkt und ist oft nicht da, die Geschwister und schließlich auch die Mutter verlassen nach und nach die Familie. Kya schlägt sich alleine durch, was durch die Vorurteile der meisten Bewohner der nächstgelegenen Ortschaften nicht einfacher wird. Dort haben die meist sehr armen Bewohner des Marschgebiets den schlechten Ruf als Sumpfpack. Doch einzelne sind trotzdem sehr freundlich und hilfreich, etwa Jumpin', der in dieser Zeit selbst unter Ausgrenzung leidet. Kya schlägt sich durch und lernt durch ihre intensive Beobachtungen der Pflanzen und Tiere sehr viel über die Natur und deren Zusammenhänge. 

Irgendwann kommt es zum Tod von Chase Andrews, dem Sohn einer geachteten Familie eines der Küstenorte in der Nähe. Schnell gehen Gerüchte um, die einen Mord durch Kyas Hand unterstellen. Als die Polizei in diese Richtung ermittelt, kommt es zu einer Gerichtsverhandlung, der Ausgang ist mehr als ungewiss.

Das Buch finde ich sehr mitfühlend geschrieben, durch die bildhaft nachvollziehbar beschriebene Landschaft fühlt man sich sehr schnell heimisch. Die Geschichte beschreibt eindrucksvoll die Entwicklung von Kya und geht auch auf die Schwierigkeiten ein, der trinkende Vater, die Familienmitglieder, die sie nach und nach verlassen, die Zurückweisung durch die Dorfbewohner, einzelne Versuche einer vertrauten Beziehung und das Erleben der Natur. Und trotz der nahen Schilderung bleibt ein Rest an Geheimnissen, dieser Zwiespalt macht das Buch erst recht interessant.
Ich kenne ausschließlich positive Bewertungen zu dem Buch und kann mich dem nur anschließen.

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Jürgen Ehlers: Sturm in die Freiheit

Geschrieben von Ralph Troppmann am Samstag, 9. Dezember 2023 in Literatur

Jürgen Ehlers: Sturm in die Freiheit. Heyne, München 2021. ISBN: 978-3-453-47178-8, 396 Seiten

Wolf Littke ist Kommandant eines deutschen U-Boots im zweiten Weltkrieg. Dort setzt er sich über Befehle hinweg, indem er Schiffbrüchige eines von ihm versenkten Schiffes rettet, was vom Oberkommando verboten wurde. Später wird sein Boot versenkt, doch er überlebt und kommt in britische Gefangenschaft. Dort bekommt er das Angebot, statt der Vollstreckung des Todesurteils auf eine Mission in Deutschland zu gehen. Dort soll er Hitler töten und dadurch den Krieg verkürzen. Er nimmt das Angebot an und wird zusammen mit drei weiteren, sehr unterschiedlichen Männern, für den Einsatz ausgebildet.

Als die Gruppe per Fallschirm in Deutschland landet, wollen sie einen Anschlag in der Wolfsschanze, einem der Hauptquartiere Hitlers vorbereiten. Man erfährt, dass parallel das bekannte Stauffenberg-Attentat geplant und vorbereitet wird. Wolf kommt aus der Gegend und nimmt Kontakt zu seinen Eltern auf, um Unterschlupf und Hilfe zu bekommen. Er erfährt, dass er Vater geworden ist, doch seine Freundin hat zwischenzeitlich einen anderen geheiratet.

Die Vorbereitungen zum Attentat schreiten voran, doch Hitler ist nicht hier, er weilt auf dem Obersalzberg. Während des Wartens versucht einer der Männer, seine Schwester aus einem Konzentrationslager zu befreien, ein weiterer nimmt Kontakt zu Partisanen auf. Das Attentat kann dann im letzten Moment doch nicht wie geplant ausgeführt werden, die Männer müssen fliehen. 

Der Roman verbindet Fiktion und tatsächliche Situationen, Personen und Orte miteinander. Die Motivation einzelner Personen wird gut beschrieben, einiges bleibt aber auch der Fantasie des Lesers überlassen. Es gibt einige kleinere Nebenstränge, etwa mit Wolfs Bruder, die zur Atmosphäre einer wirren Zeit beitragen. Auch die Darstellung der NS-Größen und deren oft auch privater Motive gibt dem Roman einige Tiefe, wobei ich mir nicht sicher bin, was davon wirklich so gewesen sein könnte oder was frei erfunden ist.

Insgesamt ein spannendes Buch, auch wenn das Thema (KZs, Widerstand) stellenweise durchaus sensibel ist. Manche Stellen hätte der Autor noch weiter ausbauen können.

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Arne Molfenter: Operation Doppeltes Spiel: Wie zwei Agenten den Sieg über Nazi-Deutschland retteten

Geschrieben von Ralph Troppmann am Samstag, 9. Dezember 2023 in Literatur

Arne Molfenter: Operation Doppeltes Spiel: Wie zwei Agenten den Sieg über Nazi-Deutschland retteten. Herder, Freiburg 2023. ISBN: 978-3-451-39582-6, 252 Seiten

Aus Romanen und Filmen hatte ich mir das Leben von Agenten immer sehr actiongeladen vorgestellt, daher habe ich das bisher zwar als gute Unterhaltung gesehen, aber nie für ganz Ernst genommen.
In dem vorliegenden Buch werden nun viele Episoden der realen Agententätigkeit von zwei Personen beschrieben, die im Zweiten Weltkrieg als Doppelagenten für Deutschland und die Alliierten tätig waren. Wichtiger Aufhänger ist dabei, dass besonders einer davon einen ausschweifenden Lebensstil pflegt, der sogar des erfundenen Filmhelden James Bond in den Schatten stellen würde. Dessen Schöpfer, Commander Ian Fleming vom britischen Militärnachrichtendienst, mag sich davon durchaus inspirieren haben lassen, war mit der Arbeit eines dieser Agenten gut vertraut.
Das Buch ist chronologisch gegliedert und stellt von der Entscheidung, als Agent tätig zu werden, über den Weg zum Doppelagenten und diverse Einsätze bis hin zum Ende des Krieges und sogar die Zeit danach viele Begebenheiten und Details dar. Ein großer Teil ist mit Quellen belegt, sodass es sich einerseits um ein spannend zu lesendes Buch handelt, das andererseits die wahren Abläufe soweit möglich sehr gut beschreibt. 
Für mich war es aufschlussreich, dass Agenten gar nicht bewaffnet unterwegs sind und das ein enormer psychischer Druck auf ihnen lastet: eine falsche Aussage kann das Leben kosten, und man muss ständig mehrere Versionen im Kopf haben und zur richtigen Zeit der richtigen Person glaubhaft vermitteln.
Die Tätigkeit der Agenten läuft auf ein großartiges Manöver zu, nämlich der deutschen Seite eine viel größere Invasionsarmee an anderen Orten weiszumachen, als tatsächlich für den wirklichen D-Day geplant ist. Damit verschaffen sich die Alliierten einen möglicherweise entscheidenden taktischen Vorteil.
Das alles finde ich sehr gut dargestellt, einzig den ungeklärte Verbleib eines der beiden Agenten nach dem Krieg fand ich etwas unbefriedigend - doch dieses Schicksal erlitten sicher auch noch viele andere, dass der Verbleib in den Schrecken und Wirren dieser Zeit nicht mehr geklärt werden konnte.
Mir gefiel das Buch sehr: Umfang, Tiefe und Schreibstil fand ich sehr ausgewogen.

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Vernor Vinge: Rainbows End

Geschrieben von Ralph Troppmann am Samstag, 2. Dezember 2023 in Literatur

Vernor Vinge: Rainbows End. Tor, New York 2006. ISBN: 978-0-312-85684-7, 364 pages

Die Geschichte spielt in der näheren Zukunft und zeichnet eine fortgeschritten digitalisierte Gesellschaft, die aber auch gespalten ist. So sind die Menschen unterschiedlich stark vernetzt, einige tragen entsprechende Kleidung als Koppler, andere wiederum sind quasi offline. Die digitalen Hilfsmittel entsprechen einer fortschrittlichen Version dessen, was hier heute Augmented Reality nennen. 
Technologisch ist die Menschheit auch schon so weit, schwere Krankheiten zu heilen, etwa Alzheimer, die Ergebnisse hängen aber auch am dafür betriebenen Aufwand. So erwacht einer der Protagonisten aus dem geheilten Alzheimer-"Nebel" und besucht, zusammen mit anderen Geheilten, aber auch jugendlichen Schülern eine Schule. Dort lernen die Älteren mit der modernen Technologie umzugehen und arbeiten mit den Jugendlichen an gemeinsamen Projekten. Das bleibt nicht ohne Anpassungsschwierigkeiten, etwa von früheren Professoren, die gegenüber dem voll vernetzten Leben und Lernen skeptisch sind.

Die Geschichte spinnt sich um Intrigen und Spionage, getrieben von Mächten, die im Verlauf der Geschichte erst nach und nach klarer werden. 
Für mich persönlich war die Geschichte selbst gar nicht einmal so spannend, vielmehr hat mich die interessante Story um die virtuelle oder verstärkte Realität fasziniert, und wie verschiedene Personen damit umgehen. Auch die Skizzierung der Macht, die einzelne Personen oder Organisationen besitzen und welchen Einfluss diese auf die ganze Welt ausüben können, fand ich spannend zu lesen. Thematisch sehe ich eine gewisse Nähe zu Neuromancer, ohne dass dies dem Umfang dieser Geschichte gerecht würde, da steckt noch einiges mehr drin. Für Interessierte an entsprechender aktueller Technologie und deren mögliche Weiterentwicklung sicher ein empfehlenswertes Buch.

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Christian Bommarius: Im Rausch des Aufruhrs. Deutschland 1923

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 17. September 2023 in Literatur

Christian Bommarius: Im Rausch des Aufruhrs. Deutschland 1923. dtv, München 2022. ISBN: 978-3-42335202-4, 344 Seiten

Kein Roman, eher eine geschichtliche Reportage, aus meiner Sicht sehr lesenswert, durch die Unterteilung in einzelne Monate auch gut zwischendurch in kürzeren Abschnitten konsumierbar.

Es geht um die Ereignisse und wichtige Personen des Jahres 1923 in Deutschland. Aufflammender Nationalismus und extreme politische Strömungen, darunter auch Adolf Hitler, die beginnende Hyperinflation, Nachwirkungen des verlorenen ersten Weltkriegs mit den Spannungen gegenüber Frankreich, exzessives Nachtleben in Berlin und viele weitere Themen machen dieses Jahr besonders interessant. Der Autor gliedert nach Monaten, jedes dieser Kapitel leitet er mit zwei zeitgenössischen Fotografien und erläuterndem Text ein, dazu noch ein einseitiger Abriss der Ereignisse dieses Monats. Als Konstante (oder gerade Nicht-Konstante) nennt er den aktuellen Brotpreis, was für mich den Wahnsinn der Hyperinflation sehr plastisch werden lässt.

In den Kapiteln begegnen wir immer wieder bestimmten Personen, von Künstlern bis zu späteren NS-Größen, und lernen über deren Leben und Wirken. Naturgemäß ist es bei einem Buch von diesem Umfang nur möglich, einen ganz kleinen Ausschnitt zu zeigen, doch gelingt das dem Autor aus meiner Sicht recht gut. Gerade diesen regelmäßigen Perspektivenwechsel finde ich spannend, von der politischen Ebene des Staates bis hinunter zu bekannten Künstlern, die ihre Miete nicht mehr bezahlen können.

Zum Abschluss erfahren wir, was mit den beschriebenen Personen weiter geschah und eine umfangreiche Quellensammlung ermöglicht das Vertiefen einzelner Themen. 
Mit gefällt das Buch. Das Jahr 1923 fand ich vorher schon interessant, jetzt habe ich mehr Hintergrund dazu und der Blick in die Vergangenheit hilft mir immer wieder beim Einordnen der aktuellen Entwicklungen.

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Julian Gough: Connect

Geschrieben von Ralph Troppmann am Freitag, 18. August 2023 in Literatur

Julian Gough: Connect. C. Bertelsmann, München 2019. ISBN: 978-3-570-10297-8, 619 Seiten

Colt ist ein junger Mann, der im Nevada der nahen Zukunft bei seiner Mutter lebt. Er verbringt seine Tage überwiegend in einer virtuellen Spielwelt, wo er spielt, aber auch das System weiterentwickelt. Mit der Interaktion mit anderen Menschen hat er ohnehin seine Schwierigkeiten, dafür hat er virtuell umso größere Erfolge. Seine Mutter Naomi ist Neurowissenschaftlerin und lebt getrennt von Colts Vater, der beim Geheimdienst tätig ist.
Naomi hat Erfolge bei Ihrer Forschung, will diese jedoch nicht veröffentlichen. Colt hingegen bringt sie dazu, an einem Kongress ihre Ergebnisse vorzustellen. Diese sind jedoch so brisant, dass der Geheimdienst alles versucht, die Veröffentlichung zu verhindern, da sie die nationale Sicherheit in Gefahr sehen. 
Colt nimmt an sich schließlich heimlich ein Experiment mit diesen Forschungsergebnissen vor, um sich selbst zu verändern.
Darauf beginnt ein wildes Spiel zwischen Colt, seiner Mutter, seinem Vater und dem Geheimdienst und einer von diesen initiierten künstlichen Intelligenz. 

Die Geschichte fand ich sehr mitreißend, da sie auch so viele Aspekte besitzt. Es geht um Hacker, Biotechnologie, geheimdienstliche Überwachung, unkontrollierte Macht einzelner Regierungsstellen, aber auch um Erotik und persönliche Entwicklungen. Alles ist gut miteinander verwoben und die Geschichte entwickelt sich rasant auf einen großen Show-down zu. Ergänzt wird der Roman mit passenden Zitaten zu Beginn einzelner Kapitel.
Von mir 100 Punkte, der Autor hat mich begeistert.

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Christopher Ruocchio: Der Thron der Sonne

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 23. Juli 2023 in Literatur

Christopher Ruocchio: Der Thron der Sonne. Heyne, München 2023. ISBN: 978-3-453-31830-4, 1149 Seiten

Christopher Ruocchio hat sich mit der Sonnenfresser-Saga einen Platz in der Liste meiner Lieblings-Autoren gesichert. Schon der erste Teil, Imperium der Stille, gefiel mir sehr gut, die Erzählweise finde ich absolut mitreißend, die Dimensionen des Imperiums, aber auch der Zeitskalen bringt er aus meiner Sicht sehr plastisch nahe.

Hier nun im dritten Teil, Thron der Sonne, entwickelt sich der Kampf des Imperiums gegen die Alienrasse der Cielcin auf eine ganz hohe Stufe. Aber auch im Imperium bewegt sich einiges, ein Teil des Buches beschäftigt sich mit den Geschehnissen am Hof des Imperators, wo unser Held Hadrian Marlowe aufgrund seiner Erfolge einige Zeit verbringt. Er wird zu einer Art Vertrauten des Imperators und mit einem besonderen Auftrag betraut.

Die Geschichte fand ich wieder unheimlich spannend und durchaus einfühlsam geschrieben. Es kommen große Ereignisse und Schlachten vor, aber auch beinahe belanglose Ereignisse, die uns den Helden aber dennoch auf einer persönlichen Ebene näher bringen und besser verstehen lassen.

Ich freue mich sehr, dass bereits zwei weitere Bände vorliegen und ein Teil 6 angekündigt ist.

 

 

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Guido Morselli: Dissipatio humani generis

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 11. Juni 2023 in Literatur

Guido Morselli: Dissipatio humani generis. Suhrkamp, Berlin 2021 (1977). ISBN: 978-3-518-22529-5, 188 Seiten

Dissipatio humani generis, die Auflösung des Menschengeschlechts, oder Die Einsamkeit - ein bedeutungsvoller Titel, der mich, auch nach einigen Empfehlungen, neugierig gemacht hat. Vor einigen Monaten hatte ich über den Roman "Die letzte macht das Licht aus" berichtet, worin in kurzer Zeit alle Menschen sterben, bis auf die Erzählerin. Hier passiert etwas ähnliches, doch hier verschwinden alle Menschen plötzlich vollständig, bis auf den Erzähler.

Unser Erzähler lebt in den Schweizer Bergen, er ist vor der Menschheit geflohen und lebt abgeschieden. Er will seinem Leben ein Ende setzen und begibt sich dazu in eine bestimmte Höhle, damit er nicht gefunden wird. Er lässt von seinem Vorhaben ab und geht zurück in seine Wohnung. Dort fällt ihm auf, dass die anderen Menschen in seiner Umgebung verschwunden sind und die Natur bereits beginnt, sich wieder auszubreiten.

Nach und nach stellt unser Erzähler fest, dass nicht nur sein direktes Umfeld betroffen ist, sondern vielleicht die ganze Welt. Er beginnt darüber zu philosophieren. Würde es einen Unterschied machen, ob es keine Menschen mehr auf der Welt gäbe oder vielleicht noch auf einer pazifischen Insel, man könnte sich aber nicht erreichen? 

Neben täglichen Dingen zu erledigen, die das Überleben sichern, denkt der Erzähler auch viel über seine Situation nach. Dabei schweift er zuweilen recht philosophisch ab, elementare Lateinkenntnisse helfen an der einen oder anderen Stelle, noch mehr vom Text mitzunehmen.

Für mich ein eher ungewöhnliches Buch, gerade mit der Roman- und auch der wirklichen Lebensgeschichte des Autors. In einem Nachwort wird darauf eingegangen. Für mich gut zu lesen, stellenweise war es mir aber doch fast zu philosophisch.

 

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Cay Rademacher: Die Passage nach Maskat

Geschrieben von Ralph Troppmann am Montag, 29. Mai 2023 in Literatur

Cay Rademacher: Die Passage nach Maskat. Dumont, Köln 2022. ISBN: 978-3-8321-8197-0, 366 Seiten

Der Kriminalroman, angesiedelt in der Zeit der goldenen Zwanziger Jahre (des letzten Jahrhunderts) vermag recht passabel, diese Zeit wieder aufleben zu lassen. Ganz im Stile klassischer Kriminalromane führt der Autor den Leser erst einmal in die Umgebung und Handlung ein, hier die Reise eines Ehepaares auf einem Dampfer von Frankreich nach Maskat. Die beiden begleiten den Schwiegervater unseres Helden Theodor Jung, einen Gewürzhändler, auf einer Geschäftsreise. Neben weiteren Verwandten treten auch weitere Personen die Reise an, ein bekannter Krimineller, ein Hochstapler/Dieb, eine bekannte Society-Dame und einige andere. Nachdem man sich gut zurechtgefunden hat und die Reise über das Mittelmeer begonnen hat, passiert etwas, was unseren Helden beinahe zum Verzweifeln bringt: seine Frau verschwindet. Und zwar nicht einfach so, es ist, als wäre sie nie an Bord gewesen. Keine Spur bleibt, keiner weiß etwas.

Zunächst zweifelt Theodor, der seit seiner Zeit bei der Kriegsmarine auf einem U-Boot im Krieg ein eher gespaltenes Verhältnis zu Schiffen (zumindest im Dunklen unter Deck) hat, an seinem Verstand. Doch nach und nach tauchen Hinweise auf, dass seine Frau doch an Bord war und hier etwas größeres im Hintergrund abläuft.

Die Handlung finde ich schön und mitreißend beschrieben, besonders gefällt mir die Schilderung des Lebens in den 1920ern. Gerade bei den Darstellungen der Landgänge im Orient kommt bei mir ein gewisses Fernweh auf, wie ich es von älteren Abenteuer- und Reiseromanen kenne. Auch, dass tatsächlich existierende Personen und Orte eingebunden wurden, gestaltet die Geschichte sehr farbig.
Die eigentliche Kriminalgeschichte ist spannend und bis kurz vor dem Schluß habe ich auch immer wieder gerätselt, wer denn welche Rolle in diesem Fall spielt. Am Ende war ich dann doch überrascht, wie sich die Zusammenhänge entfalten.

Alles gut gemacht, mit hat es sehr gefallen!

 

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Edward Ashton: Mickey7. Der letzte Klon

Geschrieben von Ralph Troppmann am Donnerstag, 18. Mai 2023 in Literatur

Edward Ashton: Mickey7. Der letzte Klon. Heyne, München 2022. ISBN: 978-3-453-32172-4, 366 Seiten

Selten habe ich in letzter Zeit ein Buch so schnell verschlungen, das mag aber auch an dem vergleichsweise geringen Umfang und der großen Schriftgröße liegen. Die Story fand ich natürlich auch sehr flüssig und spannend zu lesen.

Es geht um Mickey7, Nacholger von Mickey6 und Vorgänger von Mickey8 - allesamt Klone von Mickey Barnes, der eine ungewöhnliche Aufgabe hat: er ist ein Expendable, also jemand, der für die eher unangenehmen oder gefährlichen Aufgaben eines Raumschiffs oder einer Kolonie herangezogen wird. Also Reparaturen an der Außenhülle während des Fluges, Arbeiten am oder im Reaktor, Gefahren in fremden Umgebungen finden und so weiter. Der Deal ist, dass, sollte der Expendable bei so einer Operation den Tod finden, er vom Biodrucker einfach aus dem letzten Backup wiederhergestellt wird. Aus Mickey1 wird dann einfach Mickey2 und das geht immer so weiter. Aus guten Gründen darf es immer nur eine Version einer Person geben, da gab es mal einen unerfreulichen Zwischenfall...

Nun, Mickey7 versucht herauszufinden, was es mit potenziell feindlichen Lebensformen auf einem frisch von Kolonisten besiedelten Planeten auf sich hat. Dabei kommt es zu einem Unfall, der den Tod von Mickey7 verursacht - so sieht es zumindest für seine beiden Partner auf dieser Mission aus. Doch er überlebt nur leicht verletzt und als er es zurück zur Basis schafft, trifft er auf den zwischenzeitlich hergestellten Klon Mickey8 - Verwirrung garantiert.

Doch nicht nur die Existenz zweier Klone ein und derselben Person ist problematisch, auch die Lebensformen des Planeten erweisen sich als weniger unkompliziert als gedacht.

Das Buch las sich für mich wie bereits angedeutet sehr flüssig, die Geschichte fand ich ungewöhnlich, interessant und spannend. So erfährt man erst nach und nach über den Hintergrund von Mickey und seinen wenig geachteten Beruf eines Historikers. Doch man lernt manchmal einiges aus der Geschichte. 
Leider ist diese Geschichte etwas kurz, vielleicht gibt es irgendwann eine Fortsetzung? Der Buchrücken deutet zumindest an, dass eine Verfilmung in Arbeit sei.
Mir hat das Buch jedenfalls gefallen.

 

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Ed McDonald: Der Sturz des Raben

Geschrieben von Ralph Troppmann am Montag, 1. Mai 2023 in Literatur

Ed McDonald: Der Sturz des Raben. Blanvalet, München 2021. ISBN: 978-3-7341-6148-3, 541 Seiten

Der dritte und letzte Teil der Schwarzschwingen-Trilogie - ich war neugierig. Den ersten Teil fand ich sehr gut, den zweiten weniger. Der dritte Teil hat mich nun wieder mit der Trilogie versöhnt, hat mir gut gefallen.

Ryhalt Galharrow, Hauptmann der Schwarzschwingen, lebt bewusst zurückgezogen im Elend, einer feindlichen Umgebung, die er mit offenen Armen empfängt - und umgekehrt. So könnte es bleiben, doch die Namenlosen, Götter dieser Welt, sind bedroht, die Welt ist in Gefahr.

So weit, so normal in dieser Trilogie, Ryhalt macht sich auf den Weg, um alte und neue Gefährten für diese Mission zu gewinnen. Dabei wird er selbst verfolgt und muss sich mit anderen Personen arrangieren, die er eigentlich lieber töten würde - und umgekehrt.

Die Geschichte ist vom Stil her an die Hardboiled-Romane angelehnt, ein einsamer Held, der im Selbstmitleid schwelgt, Hilfe ablehnt und der vergangenen Liebe zu einer Frau hinterhertrauert. Das klingt schnulzig, ich finde es an dieser Stelle gar nicht mal so schlecht umgesetzt - es passt gut zu Ryhalt. 

Die weitere Geschichte hat wieder einige unerwartete Wendungen. In sich finde ich es ziemlich stimmig und gut zu lesen. Als Abschluss der Trilogie ein würdiger Roman, lesen sollte man alle drei Teile.

 

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Alastair Reynolds: Inhibitor Phase

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 16. April 2023 in Literatur

Alastair Reynolds: Inhibitor Phase. Gollancz, London 2021. ISBN: 978-0-575-09073-6, 465 pages

Ah, mein Lieblingsautor mit einer weiteren Geschichte aus dem Revelation Space. Hier trifft man auf vertraute Orte wie den Glitter Belt und Chasm City, aber auch Personen wie John the Revelator und die alten Feinde, die Inhibitoren bzw. Wölfe. Aus dem Grund sollte man die entsprechenden Romane in einer gewissen Reihenfolge gelesen haben, zur Chronologie gibt das Vorwort bzw. entsprechende Webseiten Auskunft.

Die Geschichte beginnt mit Miguel de Ruyter, der als Administrator einer versteckten Siedlung um deren Überleben kämpft. Es gibt einen Zwiespalt: lebensfreundliche Planeten und Systeme rufen die Inhibitoren auf den Plan und es droht die Vernichtung. Umgekehrt sind lebensfeindliche Systeme sicherer, aber erschweren auch den Fortbestand der Zivilisation. Das Streben nach Unauffälligkeit geht so weit, dass Miguel sogar versucht, ein fremdes Schiff, das im System vorbeikommt, zu vernichten bevor es möglicherweise zu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Der Versuch schlägt fehl, da das fremde Schiff von selbst explodiert. Eine Person kann gerettet werden, doch was nach Zufall aussieht, erweist sich bald als geplante Aktion. Die gerettete Frau Glass will Miguel nämlich mit auf eine Mission nehmen, die mit der verdrängten Vergangenheit von Miguel zu tun hat und nichts weniger als das Überleben (nicht nur) der Menschheit zum Ziel hat.

Zwischendrin gibt es immer wieder Rückblicke auf einen weiteren Handlungsstrang, dessen Zusammenhang erst später klar wird. Wir treffen auch auf alte Bekannte aus früheren Büchern.

Die Story ist wieder spannend und nachvollziehbar, ich habe mich gefreut, wieder einmal eine Geschichte von Reynolds lesen zu können.

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Bill Bryson: Picknick mit Bären

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 16. April 2023 in Literatur

Bill Bryson: Picknick mit Bären. Goldmann, München 1999. ISBN: 978-3-442-44395-6, 339 Seiten

Ein schon etwas älteres Buch, das dennoch weiterhin sehr unterhaltsam und lesenswert ist. Bei der Suche nach Literatur über speziell amerikanische Fernwanderwege ist es mittlerweile ein Klassiker, auf deutsch liegt mittlerweile die 29. Auflage vor.

Es geht um den Autor Bill, gebürtiger Amerikaner, der lange Jahre auch im Ausland gelebt hat. Er entdeckt (mehr oder weniger) hinter seinem Haus einen Wanderweg im Wald, der Teil des berühmten Appalachian Trails ist, jenes weltbekannten Fernwanderwegs, der im Osten der Vereinigten Staaten über 3000 Kilometer von Georgia nach Maine und damit etwa 14 Bundesstaaten führt. Er beschließt, auf diesem Weg zu wandern. Sein früherer Kumpel Katz entschließt sich mitzugehen, auch wenn er dafür nicht in der besten Verfassung ist.

Die Schilderung der Vorbereitungen und der eigentlichen Wanderung fand ich sehr persönlich und amüsant, da möchte ich gar nicht so viel vorwegnehmen. Man erkennt schnell, dass Bill Bryson zwar US-Amerikaner ist, aber lange Zeit außerhalb der USA gelebt hat. Dadurch hat er eine gewisse Außensicht, durch die er viele Eigenheiten des Alltagslebens erkennt und pointiert darstellt. 

Die beiden Freunde wandern auf jeden Fall einen Teil des Wanderwegs und und kehren am Ende gesund und munter zurück. Eine Begegnung mit Bären gab es (vermutlich?) nicht, anders als der Titel vermuten lässt. Das sehe ich aber nicht als Etikettenschwindel, Bären spielen nämlich trotzdem eine nicht unbedeutende Rolle im Buch.

Das Buch liest sich sehr flüssig, es wurde mir nicht langweilig und der Stil des Autors gefällt mir.

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