Robert A. Heinlein: Der Zeitsprung

Geschrieben von Ralph Troppmann am Donnerstag, 4. November 2021 in Literatur

Robert A. Heinlein: Der Zeitsprung. Heyne, München 2016 (1964). ISBN 978-3-453-31627-0, 432 Seiten

Robert Heinlein ist mir aus mehreren Werken schon vertraut, er ist einer der Großen des klassischen Science-Fiction Genres. Sein Buch "Der Zeitsprung" kam ursprünglich 1964 heraus und wurde 2016 von Heyne als ungekürzte Originalfassung erneut herausgegeben, mittlerweile in der zweiten Auflage.

Die Geschichte beginnt in den Vereinigten Staaten zur Zeit des kalten Krieges. Hugh Farnham ist besorgt über die sich zuspitzende politische Lage und hat für sich und seine Familie vorgesorgt: er hat, wie viele zu dieser Zeit, einen Bunker gebaut und mit Vorräten ausgestattet. Als er eines Abends mit seiner Frau, seinen beiden erwachsenen Kindern, einer Freundin und dem Hausangestellten zu Hause beim Kartenspielen sitzt, passiert es: der Atomkrieg bricht aus!

Dank des Bunkers können sich alle im Haus retten, auch wenn einer der Einschläge sehr stark ist. Aus der steigenden Temperatur im Bunker schließen sie, dass an der Oberfläche ein Feuersturm tobt. Nach einiger Zeit schauen sie wieder an die Oberfläche, um festzustellen, dass etwas besonderes passiert sein muss. Außer dem Bunker sind alle anderen Anzeichen von Zivilisation verschwunden, die Natur hat sich die Landschaft zurückerobert.

Die Familie beginnt sich in dieser Situation einzurichten, wobei Hugh als Familienoberhaupt das Kommando übernimmt und ganz im Stil der Zeit durch Wissen und Technik das Überleben ermöglicht. So schaffen sie sich durch Bau eines Staudamms und eines Kanals fließendes Wasser und planen sogar eine Schmiede. Es treten jedoch zunehmend Spannungen und Konflikte zu Tage, etwa die Entfremdung von Hughs alkoholabhängiger Frau Grace oder Rassenkonflikte, die bisher unter der Oberfläche verborgen lagen - Joseph, der Hausangestellte, ist schwarz, die Familie und die Freundin weiß.

Als sich die Situation zuspitzt, kommt unerwartet Kontakt zu anderen Wesen zustande. Genaugenommen sind es Menschen 2000 Jahre in der Zukunft, dahin hat der letzte Bombentreffer die Familie wohl verschlagen. Das Abenteuer setzt sich fort...

Der Roman verbindet gekonnt zwei Themen, die zu der Zeit der 1960er Jahre in den Vereinigten Staaten eine große Bedeutung hatten, den Kalten Krieg und die Rassenkonflikte. Das Atomschlagszenario liefert den Rahmen für eine fesselnde Ausarbeitung der Spannungen in der Familie. Die Begegnung mit den Menschen der Zukunft bietet ein interessantes Feld zur Reflexion der Frage, wie sich zu der Zeit das Zusammenleben von weißen und schwarzen Bevölkerungsgruppen darstellte.
Auch wenn manche Formulierungen und Verhaltensweisen heute etwas aus der Zeit gefallen scheinen, so sind die Themen doch auch zeitlos und auf unsere Gegenwart übertragbar. Das schätze ich an den Klassikern besonders, dass sie oftmals überragende gesellschaftliche Themen aufgreifen und als Utopie oder Dystopie weiterspinnen und dadurch auch gerne mal den Finger in die Wunden der Gegenwart legen.

Heyne nennt den Roman ein "legendäres Science-Fiction-Meisterwerk" - ich schließe mich dem an.

 


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