NSA

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 5. Januar 2020 in Literatur

Andreas Eschenbach: NSA
Köln, Lübbe: 2018
ISBN: 978-3-7857-2625-9

NSA - Nationales Sicherheits-Amt ist der Titel dieses Buches, das mich völlig überzeugt hat.

Es geht um eine alternative Realität, die aber durchaus plausibel dargestellt wird und sehr realistisch wirkt: die Handlung spielt in der Zeit vor und während des zweiten Weltkriegs in Deutschland. Es gibt bereits ein paar Dinge, die eigentlich erst später weite Verbreitung erfuhren: Komputer, Mobiltelefone und ein Weltnetz. Dies ist das Setting, das gut eingeführt wird und klare Parallelen zu unserer heutigen Situation aufzeigt. Der Autor ist sich nicht zu schade, dieses Spiel mit dem was-wäre-wenn sogar in seine Handlung zu integrieren.

Die beiden Hauptpersonen sind Helene, eine Programmstrickerin (Programmieren ist schließlich Frauenarbeit), und der Analytiker Eugen. Beide arbeiten für das Nationale Sicherheits-Amt, das analog der heutigen NSA die Kommunikation der Bürger überwacht. Während dies anfänglich noch recht harmlos klingt, bekommen die Konsequenzen dieser Fähigkeiten bereits in der Einleitung dramatische Ausmaße - die geschickte Kombination von an sich harmlosen Einzeldaten führt zur Entdeckung versteckter Juden irgendwo im Reich, die daraufhin umgehend verhaftet werden. Nach diesem Vorgriff auf den Verlauf spinnt der Autor seine Geschichte spannend und mit Blick fürs Detail von zuerst harmlosem Geplänkel zu Aktionen mit enormer Tragweite. Man fiebert direkt mit, ob die Personen der Überwachung entkommen können.

Ich habe dieses Buch in zwei Tagen gelesen, so spannend fand ich es! Die Entwicklung verläuft schnell, immer wieder findet man Parallelen zur heutigen Realität. Der Autor baut geschickt Personen und Situationen ein, die man unter anderem aus dem Geschichtsunterricht kennt: NS-Größen wie Himmler, Physiker wie Heisenberg oder Einstein, sogar Hitler kommt vor. Diese Bezüge, aber auch die Bedrohung durch den NS-Apparat, der sich auch die Protagonisten nicht entziehen können, in Verbindung mit ganz aktuellen Themen wie Telekommunikationsüberwachung oder Abschaffung des Bargelds schaffen einen besonders eingänglichen Reiz der definitiv zum Nachdenken anregt. Auch für Nicht-Techniker ist es gut verständlich, das Thema geht ja alle an.

Beide Hauptprotagonisten haben ihr eigenes Geheimnis und für beide nimmt es einen unerwarteten Verlauf. Das Ende enthält eine dramatische Wendung, die aus meiner Sicht etwas weit gegriffen, aber auch nicht völlig realitätsfern ist.

Das Buch stelle ich mit auf jeden Fall dauerhaft ins Regal, gleich neben Cryptonomicon von Neal Stephenson...


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