Moritz Heger: Aus der Mitte des Sees
Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 6. März 2022 in Literatur
Moritz Heger: Aus der Mitte des Sees. Diogenes, Zürich 2021. ISBN 978-3-257-07146-7, 245 Seiten
Zwischen all den actiongeladenen und epischen Erzählungen und Dystopien tut es gut, auch mal etwas stilles, unaufgeregtes zu lesen. Und genau das sind auch die beiden Attribute, mit denen ich Kollegen und Freunden dieses Büchlein beschrieb: still und unaufgeregt.
Ort der Handlung ist eine Abtei der Benediktinier, Hauptperson der Handlung ist Lukas. Wobei Handlung hier beinahe ein etwas übertriebener Begriff ist, liest man doch viel über Eindrücke und Gedanken. Die beiden wichtigsten Orte sind die Abtei und ein nahe gelegener See, an dem Lukas beinahe täglich schwimmen geht. Dort denkt er auch über das Leben, seine Mitbrüder und auch seinen gleichaltrigen, ehemaligen Freund nach, der vor einiger Zeit das Kloster verlassen hat, um eine Familie zu gründen. Gerade mit diesem befindet es sich anfangs im gedanklichen Dialog.
Eine junge Frau besucht irgendwann das Kloster und zwischen den beiden entspinnt sich ein oftmals nur gedanklich geführter Austausch, der in Lukas zu einer gewissen Veränderung führt, die sich am Ende sogar auf die Zukunft des Klosters auswirkt.
Wie erwähnt, beschränkt sich die Handlung weitgehend auf Spaziergänge, Schwimmen im See und Abläufe im Kloster. Lukas spricht häufig nur in seinen Gedanken mit anderen, insgesamt hat das etwas sehr beruhigendes, wie ich finde. Die Geschichte hat dennoch eine Entwicklung, die am Ende sogar recht überraschende Früchte trägt, aber stets in einer so ruhigen Art geschildert wird, dass es selbst bei mir nicht zu einem verwunderten Ausruf führte - anders, als wenn ich in wenigen kurzen Sätzen den Inhalt zusammengefasst bekommen hätte.
Ein entspannendes Buch, um zwischendurch mal etwas zur Ruhe zu kommen und um vielleicht auch einmal zu versuchen, in die Gedankenwelt eines besonderen Menschen zu schlüpfen. Es wird vielleicht nicht jeder oder jedem gefallen, ich fand es jedenfalls lesenswert.