Guido Morselli: Dissipatio humani generis
Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 11. Juni 2023 in Literatur
Guido Morselli: Dissipatio humani generis. Suhrkamp, Berlin 2021 (1977). ISBN: 978-3-518-22529-5, 188 Seiten
Dissipatio humani generis, die Auflösung des Menschengeschlechts, oder Die Einsamkeit - ein bedeutungsvoller Titel, der mich, auch nach einigen Empfehlungen, neugierig gemacht hat. Vor einigen Monaten hatte ich über den Roman "Die letzte macht das Licht aus" berichtet, worin in kurzer Zeit alle Menschen sterben, bis auf die Erzählerin. Hier passiert etwas ähnliches, doch hier verschwinden alle Menschen plötzlich vollständig, bis auf den Erzähler.
Unser Erzähler lebt in den Schweizer Bergen, er ist vor der Menschheit geflohen und lebt abgeschieden. Er will seinem Leben ein Ende setzen und begibt sich dazu in eine bestimmte Höhle, damit er nicht gefunden wird. Er lässt von seinem Vorhaben ab und geht zurück in seine Wohnung. Dort fällt ihm auf, dass die anderen Menschen in seiner Umgebung verschwunden sind und die Natur bereits beginnt, sich wieder auszubreiten.
Nach und nach stellt unser Erzähler fest, dass nicht nur sein direktes Umfeld betroffen ist, sondern vielleicht die ganze Welt. Er beginnt darüber zu philosophieren. Würde es einen Unterschied machen, ob es keine Menschen mehr auf der Welt gäbe oder vielleicht noch auf einer pazifischen Insel, man könnte sich aber nicht erreichen?
Neben täglichen Dingen zu erledigen, die das Überleben sichern, denkt der Erzähler auch viel über seine Situation nach. Dabei schweift er zuweilen recht philosophisch ab, elementare Lateinkenntnisse helfen an der einen oder anderen Stelle, noch mehr vom Text mitzunehmen.
Für mich ein eher ungewöhnliches Buch, gerade mit der Roman- und auch der wirklichen Lebensgeschichte des Autors. In einem Nachwort wird darauf eingegangen. Für mich gut zu lesen, stellenweise war es mir aber doch fast zu philosophisch.