Jürgen Ehlers: Sturm in die Freiheit

Geschrieben von Ralph Troppmann am Samstag, 9. Dezember 2023 in Literatur

Jürgen Ehlers: Sturm in die Freiheit. Heyne, München 2021. ISBN: 978-3-453-47178-8, 396 Seiten

Wolf Littke ist Kommandant eines deutschen U-Boots im zweiten Weltkrieg. Dort setzt er sich über Befehle hinweg, indem er Schiffbrüchige eines von ihm versenkten Schiffes rettet, was vom Oberkommando verboten wurde. Später wird sein Boot versenkt, doch er überlebt und kommt in britische Gefangenschaft. Dort bekommt er das Angebot, statt der Vollstreckung des Todesurteils auf eine Mission in Deutschland zu gehen. Dort soll er Hitler töten und dadurch den Krieg verkürzen. Er nimmt das Angebot an und wird zusammen mit drei weiteren, sehr unterschiedlichen Männern, für den Einsatz ausgebildet.

Als die Gruppe per Fallschirm in Deutschland landet, wollen sie einen Anschlag in der Wolfsschanze, einem der Hauptquartiere Hitlers vorbereiten. Man erfährt, dass parallel das bekannte Stauffenberg-Attentat geplant und vorbereitet wird. Wolf kommt aus der Gegend und nimmt Kontakt zu seinen Eltern auf, um Unterschlupf und Hilfe zu bekommen. Er erfährt, dass er Vater geworden ist, doch seine Freundin hat zwischenzeitlich einen anderen geheiratet.

Die Vorbereitungen zum Attentat schreiten voran, doch Hitler ist nicht hier, er weilt auf dem Obersalzberg. Während des Wartens versucht einer der Männer, seine Schwester aus einem Konzentrationslager zu befreien, ein weiterer nimmt Kontakt zu Partisanen auf. Das Attentat kann dann im letzten Moment doch nicht wie geplant ausgeführt werden, die Männer müssen fliehen. 

Der Roman verbindet Fiktion und tatsächliche Situationen, Personen und Orte miteinander. Die Motivation einzelner Personen wird gut beschrieben, einiges bleibt aber auch der Fantasie des Lesers überlassen. Es gibt einige kleinere Nebenstränge, etwa mit Wolfs Bruder, die zur Atmosphäre einer wirren Zeit beitragen. Auch die Darstellung der NS-Größen und deren oft auch privater Motive gibt dem Roman einige Tiefe, wobei ich mir nicht sicher bin, was davon wirklich so gewesen sein könnte oder was frei erfunden ist.

Insgesamt ein spannendes Buch, auch wenn das Thema (KZs, Widerstand) stellenweise durchaus sensibel ist. Manche Stellen hätte der Autor noch weiter ausbauen können.

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Arne Molfenter: Operation Doppeltes Spiel: Wie zwei Agenten den Sieg über Nazi-Deutschland retteten

Geschrieben von Ralph Troppmann am Samstag, 9. Dezember 2023 in Literatur

Arne Molfenter: Operation Doppeltes Spiel: Wie zwei Agenten den Sieg über Nazi-Deutschland retteten. Herder, Freiburg 2023. ISBN: 978-3-451-39582-6, 252 Seiten

Aus Romanen und Filmen hatte ich mir das Leben von Agenten immer sehr actiongeladen vorgestellt, daher habe ich das bisher zwar als gute Unterhaltung gesehen, aber nie für ganz Ernst genommen.
In dem vorliegenden Buch werden nun viele Episoden der realen Agententätigkeit von zwei Personen beschrieben, die im Zweiten Weltkrieg als Doppelagenten für Deutschland und die Alliierten tätig waren. Wichtiger Aufhänger ist dabei, dass besonders einer davon einen ausschweifenden Lebensstil pflegt, der sogar des erfundenen Filmhelden James Bond in den Schatten stellen würde. Dessen Schöpfer, Commander Ian Fleming vom britischen Militärnachrichtendienst, mag sich davon durchaus inspirieren haben lassen, war mit der Arbeit eines dieser Agenten gut vertraut.
Das Buch ist chronologisch gegliedert und stellt von der Entscheidung, als Agent tätig zu werden, über den Weg zum Doppelagenten und diverse Einsätze bis hin zum Ende des Krieges und sogar die Zeit danach viele Begebenheiten und Details dar. Ein großer Teil ist mit Quellen belegt, sodass es sich einerseits um ein spannend zu lesendes Buch handelt, das andererseits die wahren Abläufe soweit möglich sehr gut beschreibt. 
Für mich war es aufschlussreich, dass Agenten gar nicht bewaffnet unterwegs sind und das ein enormer psychischer Druck auf ihnen lastet: eine falsche Aussage kann das Leben kosten, und man muss ständig mehrere Versionen im Kopf haben und zur richtigen Zeit der richtigen Person glaubhaft vermitteln.
Die Tätigkeit der Agenten läuft auf ein großartiges Manöver zu, nämlich der deutschen Seite eine viel größere Invasionsarmee an anderen Orten weiszumachen, als tatsächlich für den wirklichen D-Day geplant ist. Damit verschaffen sich die Alliierten einen möglicherweise entscheidenden taktischen Vorteil.
Das alles finde ich sehr gut dargestellt, einzig den ungeklärte Verbleib eines der beiden Agenten nach dem Krieg fand ich etwas unbefriedigend - doch dieses Schicksal erlitten sicher auch noch viele andere, dass der Verbleib in den Schrecken und Wirren dieser Zeit nicht mehr geklärt werden konnte.
Mir gefiel das Buch sehr: Umfang, Tiefe und Schreibstil fand ich sehr ausgewogen.

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Vernor Vinge: Rainbows End

Geschrieben von Ralph Troppmann am Samstag, 2. Dezember 2023 in Literatur

Vernor Vinge: Rainbows End. Tor, New York 2006. ISBN: 978-0-312-85684-7, 364 pages

Die Geschichte spielt in der näheren Zukunft und zeichnet eine fortgeschritten digitalisierte Gesellschaft, die aber auch gespalten ist. So sind die Menschen unterschiedlich stark vernetzt, einige tragen entsprechende Kleidung als Koppler, andere wiederum sind quasi offline. Die digitalen Hilfsmittel entsprechen einer fortschrittlichen Version dessen, was hier heute Augmented Reality nennen. 
Technologisch ist die Menschheit auch schon so weit, schwere Krankheiten zu heilen, etwa Alzheimer, die Ergebnisse hängen aber auch am dafür betriebenen Aufwand. So erwacht einer der Protagonisten aus dem geheilten Alzheimer-"Nebel" und besucht, zusammen mit anderen Geheilten, aber auch jugendlichen Schülern eine Schule. Dort lernen die Älteren mit der modernen Technologie umzugehen und arbeiten mit den Jugendlichen an gemeinsamen Projekten. Das bleibt nicht ohne Anpassungsschwierigkeiten, etwa von früheren Professoren, die gegenüber dem voll vernetzten Leben und Lernen skeptisch sind.

Die Geschichte spinnt sich um Intrigen und Spionage, getrieben von Mächten, die im Verlauf der Geschichte erst nach und nach klarer werden. 
Für mich persönlich war die Geschichte selbst gar nicht einmal so spannend, vielmehr hat mich die interessante Story um die virtuelle oder verstärkte Realität fasziniert, und wie verschiedene Personen damit umgehen. Auch die Skizzierung der Macht, die einzelne Personen oder Organisationen besitzen und welchen Einfluss diese auf die ganze Welt ausüben können, fand ich spannend zu lesen. Thematisch sehe ich eine gewisse Nähe zu Neuromancer, ohne dass dies dem Umfang dieser Geschichte gerecht würde, da steckt noch einiges mehr drin. Für Interessierte an entsprechender aktueller Technologie und deren mögliche Weiterentwicklung sicher ein empfehlenswertes Buch.

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