Tagebuch eines Killerbots

Geschrieben von Ralph Troppmann am Dienstag, 12. Mai 2020 in Literatur

Martha Wells: Tagebuch eines Killerbots
Heine, München: 2019
ISBN: 978-3-453-32034-5
573 Seiten

Der Titel klingt zunächst sehr futuristisch und martialisch, in der Tat trifft das den Inhalt des Buches zunächst auch einmal ganz gut. Held der Geschichten (das Buch ist aus 4 großen, aufeinander folgenden Kapiteln aufgebaut) ist eine SecUnit in Menschengestalt, die sich selbst ganz gerne als Killerbot bezeichnet. Ihre Aufgabe ist, Menschen zu schützen. Dies tut sie auch hier bei einer Gruppe Wissenschaftler, die sich zu einer Exploration auf einem Planeten befinden und hierbei gleich Bekanntschaft mit der nicht ganz ungefährlichen Fauna machen. Unser Killerbot erfüllt seine Aufgabe sehr gut und wird dabei gerne mal verletzt/beschädigt, was sich aber leicht und schnell heilen/reparieren lässt. Die Doppeldeutigkeit ergibt sich aus der organisch-robotischen Natur der SecUnit, die (wie manche der "augmentierten" Menschen) neben organischem Gewebe auch aus recht viel technischen Komponenten besteht. Dadurch hat sie große Kräfte und kann permanent mit ihrer Umgebung online kommunizieren - was sie mit Menschen übrigens nicht so gerne tut, deren Themen langweilen sie. Im übrigen beschwert sich die SecUnit ganz gerne über den Spartrieb ihrer Firma und ihre minderwertige Ausrüstung, ansonsten verbringt sie ihre Zeit vorzugsweise mit dem Ansehen von TV-Serien.

Als es bei dem Auftrag auf dem Planeten zu Komplikationen kommt, erweist sich die SecUnit ganz ihrer Funktion treu als Retter der Wissenschaftler und kommt diesen dadurch gezwungenermaßen auch "menschlich" näher - was ihr eher nicht so behagt...
Später macht sich die SecUnit auf eigene Wege, was ihr im Gegensatz zu anderen ihrer Artgenossen tatsächlich möglich ist: sie hat eine überwachende Instanz ihrer Programmierung gehackt und damit so etwas wie einen eigenen Willen entwickelt.

Im Verlauf des Buches werden die Tragweite und die Hintergründe der Komplikationen vom Anfang erst deutlich, die SecUnit erlebt dabei einige Abenteuer. Dabei entwickelt sie sich im Kontakt mit Menschen und anderen Bots weiter bis sie am Ende schon fast menschliche Züge zeigt.

Die Schreibweise mit dem recht trockenen Humor und den oftmals unerwarteten Verhaltensweisen und auch der geschilderten Entwicklung gefielen mir sehr gut. Es ist eine flüssige und etwas andere Science Fiction Geschichte, die auch einige gesellschaftliche Aspekte, wie Überwachung und künstliche Intelligenz anschneidet.
Eine erfrischend andere Art Science Fiction, gar nicht so düster wie der Titel andeutet und nach meiner Meinung durchaus empfehlenswert.

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METRO - Die Trilogie

Geschrieben von Ralph Troppmann am Mittwoch, 22. Januar 2020 in Literatur

Dimitry Glukhovsky: Metro, Die Trilogie
Heine, München: 2019
ISBN: 978-3-453-32062-8
1.613 Seiten

An dem Schmöker konnte ich in dem neuen Buchladen einfach nicht vorbeigehen: ein schwarzer Block, über 2 Kilo schwer, massiv gebunden und schlicht-elegant in goldenen Lettern mit dem Titel und einer militärischen Gasmaske bedruckt sowie einem Lesebändchen als Sahnehäubchen - Beginn eines reizvollen Abenteuers...

Den Titel brachte ich noch dunkel mit einem Computerspiel zusammen, von dem ich mal gelesen hatte. Der Rückentext spricht von einer Dystopie, es ist 2033, die Erde von einem Atomkrieg zerstört - endlich mal wieder near future science fiction klassicher Art ohne Zombies - und nur einige Menschen haben in der Moskauer Metro überlebt. Die Trilogie enthält die Bände 2033, 2034 und 2035 sowie Das Evangelium nach Artjom und Das Ende der Straße als zwei exklusive Kurzgeschichten.

Das Setting umfasst die Moskauer Untergrundbahn, wo sich in den verschiedenen Stationen unterschiedlichste Gruppen von Menschen Jahre nach dem Atomkrieg eingerichtet haben und meist mehr schlecht als recht durchschlagen. Die verschiedenen Fraktionen überblickt man gut in dem farbigen Plan, der in den Umschlagseiten abgedruckt ist: Kommunisten, Händler, Gelehrte und das Vierte Reich, um nur einige zu nennen. Die Stationen sind durch die U-Bahnschächte verbunden, wobei nicht mehr alle Wege offenstehen - Zerstörungen oder politische Grenzen verhindern den direkten Weg. Später kommt noch die zerstörte Stadt Moskau dazu.

Unser Held (oder eigentlich Antiheld) Artjom lebt an der Station WDNCh als junger Mann, der als Kind vor der Zerstörung gerettet wurde, bei einem Mann, der die Rolle seines Vaters übernommen hat. Die Station betreibt Pilz- und Schweinezucht um die benötige Währung der Metro zu verdienen: Patronen. Die Welt ist nämlich durchaus archaisch geprägt, durch die Katastrophe sind die meisten Menschen auf die Befriedigung der Grundbedürfnisse zurückgefallen, Gewalt ist ein nötiges Mittel zum Erhalt der Existenz.

Bei einer unbedachten Aktion mit Freunden wagt Artjom einen eigentlich verbotenen Ausflug an die Oberfläche, die noch stark verstrahlt ist und daher auch allerlei gefährliche, mutierte Wesen beherbergt. Bei der Rückkehr lässt sich das hermetische Tor nicht mehr ganz schließen, was später für mysteriöse Vorkommnisse sorgt. Als ein Stalker erscheint, das sind Menschen, die schwer bewaffnet und in Schutzanzügen die Oberfläche nach nützlichen Dingen durchstreifen, erkennt dieser das Problem und schickt Artjom auf eine Mission, eine Nachricht an jemanden an einer anderen Station zu bringen. Die abenteuerliche Reise mit vielen Wendungen wird im ersten Teil beschrieben, unser Protagonist entwickelt sich und begegnet einigen anderen Menschen, die ihn ein Stück oder auch viel weiter begleiten.

Mehr verrate ich nicht, sonst leidet die Spannung.
Diese Art von Romanen aus russischer Feder finde ich persönlich sehr anregend, da viel unter den Protagonisten diskutiert wird, Ideologien einen höheren Stellenwert als in der üblichen, westlich geprägten Literatur haben und auch eine gewisse, ich nenne es mal "Grundbrutalität" mitschwingt, die den Wert des Individuums gegenüber dem Volk nicht so sehr hoch anrechnet.
Im Verlauf erkennt man durchaus auch Parallelen zum großen Vaterländischen Krieg, aber auch zum kalten Krieg, der selbst und mit seiner Eskalation als globalem Atomkrieg eine wichtige Rolle in diesen Romanen spielt. Das Sowjetsystem und dessen Niedergang und Verdrängung durch Kapitalisten, aber auch der Erzfeind Amerkia wird im späteren Verlauf zitiert und eingearbeitet. Wichtig ist auch das Setting selbst mit der atomar verstrahlten Apokalypse, wer Wasteland oder The Day After kennt, wird verstehen, was ich meine.

Insgesamt ist auch dieses Buch nicht für jede und jeden, es geht manchmal etwas derb zu, wobei sich unser Antiheld gerade zum Ende hin persönlich stark entwickelt. Gerade im dritten Band hatte ich stellenweise den Eindruck, dass auch der Autor mit den Pilzen, die hier überall als Lebensmittel gezüchtet werden, auf die eine oder andere Art etwas zu viel Kontakt hatte... aber das gute dutzend Seiten muss man halt überlesen. Vielleicht steckt darin aber auch eine tiefere Reflektion des Sinns oder Unsinns menschlichen Daseins, wer weiß das schon? Ich kriege auch nicht immer alles mit.

Ein Bestseller wird das nicht, aber für Freunde des Genres durchaus zu empfehlen. Lest einfach mal ein paar Seiten rein, wenn ihr es im Laden findet.

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NSA

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 5. Januar 2020 in Literatur

Andreas Eschenbach: NSA
Köln, Lübbe: 2018
ISBN: 978-3-7857-2625-9

NSA - Nationales Sicherheits-Amt ist der Titel dieses Buches, das mich völlig überzeugt hat.

Es geht um eine alternative Realität, die aber durchaus plausibel dargestellt wird und sehr realistisch wirkt: die Handlung spielt in der Zeit vor und während des zweiten Weltkriegs in Deutschland. Es gibt bereits ein paar Dinge, die eigentlich erst später weite Verbreitung erfuhren: Komputer, Mobiltelefone und ein Weltnetz. Dies ist das Setting, das gut eingeführt wird und klare Parallelen zu unserer heutigen Situation aufzeigt. Der Autor ist sich nicht zu schade, dieses Spiel mit dem was-wäre-wenn sogar in seine Handlung zu integrieren.

Die beiden Hauptpersonen sind Helene, eine Programmstrickerin (Programmieren ist schließlich Frauenarbeit), und der Analytiker Eugen. Beide arbeiten für das Nationale Sicherheits-Amt, das analog der heutigen NSA die Kommunikation der Bürger überwacht. Während dies anfänglich noch recht harmlos klingt, bekommen die Konsequenzen dieser Fähigkeiten bereits in der Einleitung dramatische Ausmaße - die geschickte Kombination von an sich harmlosen Einzeldaten führt zur Entdeckung versteckter Juden irgendwo im Reich, die daraufhin umgehend verhaftet werden. Nach diesem Vorgriff auf den Verlauf spinnt der Autor seine Geschichte spannend und mit Blick fürs Detail von zuerst harmlosem Geplänkel zu Aktionen mit enormer Tragweite. Man fiebert direkt mit, ob die Personen der Überwachung entkommen können.

Ich habe dieses Buch in zwei Tagen gelesen, so spannend fand ich es! Die Entwicklung verläuft schnell, immer wieder findet man Parallelen zur heutigen Realität. Der Autor baut geschickt Personen und Situationen ein, die man unter anderem aus dem Geschichtsunterricht kennt: NS-Größen wie Himmler, Physiker wie Heisenberg oder Einstein, sogar Hitler kommt vor. Diese Bezüge, aber auch die Bedrohung durch den NS-Apparat, der sich auch die Protagonisten nicht entziehen können, in Verbindung mit ganz aktuellen Themen wie Telekommunikationsüberwachung oder Abschaffung des Bargelds schaffen einen besonders eingänglichen Reiz der definitiv zum Nachdenken anregt. Auch für Nicht-Techniker ist es gut verständlich, das Thema geht ja alle an.

Beide Hauptprotagonisten haben ihr eigenes Geheimnis und für beide nimmt es einen unerwarteten Verlauf. Das Ende enthält eine dramatische Wendung, die aus meiner Sicht etwas weit gegriffen, aber auch nicht völlig realitätsfern ist.

Das Buch stelle ich mit auf jeden Fall dauerhaft ins Regal, gleich neben Cryptonomicon von Neal Stephenson...

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Start Noir

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 22. Dezember 2019 in Noir

Merker:

Hauptmann Galharrow, v.a. zweites Buch

Serie Der Pass 

Blade Runner

Constantine

John Wick

Seite Film Noir

 

Was, warum, wie... 

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3D-Parcours der Freien Bogenschützen

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 8. September 2019 in Archery

Heute haben wir die Gelegenheit des freien Sonntagnachmittags genutzt, um einen bisher noch nicht bekannten 3D-Bogenparcours in der fränkischen Schweiz zu besuchen. Dieser liegt oberhalb von Streitberg, unauffällig an der Straße nach Oberfellendorf, gleich nach dem Wald links. Betrieben wird dieser vom Verein Freie Bogenschützen Fränkische Schweiz.

Der Obulus ist günstig, die Formalitäten beschränken sich auf das Ausfüllen eines Schützenzettels und dem Setzen eines Magneten auf die Tafel "Schützen im Parcours" - fast wie im Bergwerk.

Es gibt in Summe 26 Stationen die alle nach Feldbogenstandards mit einem roten Pfosten markiert waren. Schusspunkte für Anfänger und Kinder gibt es nicht, da ich in Begleitung deren drei war haben wir das einfach nach Gefühl durch verkürzte Schussdistanz gelöst. Die Wegpfeile sind klein, aber gut zu finden, der Weg ist mit bunten Bändern an Bäumen markiert.

Die Vielfalt der Schussszenarien gefällt mir gut: bergauf, bergab, auf Bäume, durch schmale Pfade zwischen Hecken, im düsteren Wald, einmal sogar eine steile Kante hinunter - alles dabei, auch gut in den Schussentfernungen variiert. Viele Ziele sind mit Backstop ausgestattet, die oft unauffällig in die Umgebung integriert sind. Bäume in engen Schusskanälen sind durch Bretter geschützt.

Zu viert (drei Kinder und meine Wenigkeit) haben wir gut drei Stunden dort verbracht ohne dass es zwischendurch langweilig wurde. Diesen Parcours merke ich mir für künftige Wiederbesuche.

http://www.freie-bogenschuetzen.de

(Link ohne Gewähr, Inhalte der verlinkten Seite mache ich mir nicht zu eigen)

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Bogenparcours Guteneck

Geschrieben von Ralph Troppmann am Mittwoch, 14. August 2019

Heute eine Tageswanderung mit der Familie, zu Gast bei den Bogenschützen Guteneck e.V.. Der Parcours liegt etwas weiter "draußen", ist aber gut zu finden, auch dank des "unauffälligen, kleinen" Wegweisers auf den letzten Metern. Die Umgebung im Burgencharme des Schlosses stimmt schon auf dem Weg zum Start auf das traditionelle Bogenschießen ein.

Dem Verein liegt die Förderung der Jugend in diesem Sport am Herzen, daher auch entsprechende Preise für die Jugend, insgesamt liegen die Preise im Durchschnitt. Nach einem Einschießplatz kommt schon der erste Bergabschuss, danach welche über einen Bach, den Berg hinauf, hinunter, vor eindrucksvoller Felsenkulisse, durch Büsche, auf ein Luftziel und vieles mehr. Wow, so schöne Stationen habe ich selten gesehen!

Das Engagement des Verein erkennt man an vielen Details, z.B. sind an einer Brotzeitbank etwa in der Hälfte des Weges Getränke deponiert, die man gegen geringes Entgelt am Ende begleichen kann. An einigen Stellen findet man sogar Insektenspray - sehr aufmerksam. Die Strecke führt durch den Wald bergauf und bergab, eine Abkürzung kann man auch nehmen. Aber warum sollte man? Das Trapperlager ist sowas von cool...

An einer Station kann man sogar von einem Hochsitz aus schießen - super, aber mit einem Langbogen gar nicht so trivial (vielleich daher der Hinweis, man müsse sich oben mit einem Gurt sichern. Gut, hatten wir keinen dabei, ging aber auch ohne).

Als Familienwandertag mit mitgebrachter Brotzeit waren wir gut 5 Stunden unterwegs, die Gesamtstrecke lag auch etwas über 5km.

Diesen Parcours werden wir definitv wieder besuchen!

https://www.facebook.com/pages/Bogenschützen-Guteneck-e-V/202631973637051

(Link ohne Gewähr, vom Inhalt distanziere ich mich)

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A Song Of Ice And Fire I: A Game Of Thrones

Geschrieben von Ralph Troppmann am Samstag, 10. August 2019 in Literatur

Dies ist ein Zwischenbericht zu meinem neuen Projekt: gute 5.000 Seiten "A Song Of Ice And Fire" von George R. R. Martin.

Wie immer bin ich spät dran, der Hype um die gleichnamige und auf den Büchern basierende HBO-Serie ist eigentlich schon durch. Irgendwie hatte ich mir das geistig als Sword-and-Sorcery abgelegt und war daher zunächst nicht so daran interessiert. Nun, kürzlich fand der jährliche "erste Tag" eines größeren Online-Versandhauses statt und da gab es die komplette Serie in Originalausgabe als Taschenbuch im Schuber für nicht mal 18 Euro, regulär kostet sie aber auch nur knapp 26 Euro. Bei dem resultierenden Seitenpreis kam ich dann doch nicht daran vorbei und wollte dem Ganzen eine Chance geben.

Erst mal zum Äußeren: die Bücher sind klein, dadurch aber sehr handlich und gut geeignet als Reise- und Urlaubslektüre. Das Umschlagmaterial fühlt sich gut an, lediglich auf komplettes, flach liegendes Aufschlagen der Seiten würde ich verzichten, da wird die Bindung irgendwann nachgeben. Der Druck ist zweckmäßig und günstig ausgeführt, was dem Lesen aber keinen Abbruch tut. Englisch ist die Sprache der Bücher, das fand ich persönlich sehr gut zu lesen; es gibt natürlich auch eine deutsche Übersetzung. Gebunden ist das Paket auch erhältlich, dann in 7 Bänden bei sonst gleichem Inhalt.

A Game Of Thrones von George R. R. Martin; Bantam, New York: 2011. 835 Seiten. ISBN 978-0-553-57340-4
Der Aufbau des Buches erfolgt in Kapiteln, die jeweils mit dem Namen des jeweiligen Protagonisten überschrieben sind, aus dessen Sicht das Kapitel geschrieben ist. Dies gefällt mir sehr gut, damit findet man Halt in der sich schnell vielschichtig entspinnenden Geschichte. Die Handlung spielt in einer mittelalterlichen, feudalen Welt mit anfangs nur dezent angedeuteten Fantasy-Elementen. Hier sind hauptsächlich einige Fabelwesen erwähnt, darunter die für die Handlung wichtigen Schattenwölfe, im späteren Verlauf auch Untote und (schamanisch inspirierte) Magie.
Es beginnt in Winterfell, dem Stammsitz des Hauses Stark, im Norden des Kontinents Westeros. Eddard Stark, der Herrscher von Winterfell als einem der sieben Reiche des Kontinents herrscht hier mit seiner Frau und seinen 6 Kindern. Es ist Sommer, der schon mehrere Jahre andauert - eine weitere Besonderheit des Settings, Sommer und Winter dauern mehrere Jahre, die Menschen messen ihr Alter anhand der erlebten Namenstage.
Der König der Reiche Robert Baratheon besucht Winterfell mit seinem Gefolge, er und Eddard Stark sind alte Freunde und Kampfgefährten. Im Verlauf des Besuchs bittet Robert Eddard, ihm als "Hand des Königs" zu dienen, also als Berater, Vertrauter und Vertreter. Die bisherige Hand ist gestorben und Robert fühlt sich nicht wohl bei den ganzen Machtspielen am Hof und sucht daher nach einem Vertrauten. Während des Besuchs wird Eddard Starks Tochter Sansa mit Joffrey verlobt, Sohn von Robert Baratheon. Eddard Stark zögert zuerst, nimmt aber dann doch das Angebot an und reist mit seinen zwei Töchtern an den Königshof nach Kings Landing - auch, um den mysteriösen Tod seines Vorgängers aufzuklären.
Sein Sohn Jon Snow (ein unehelicher, sogenannter Bastard) tritt gleichzeitig seinen Dienst bei der Nachtwache an, einer Organisation, die die Verteidigung der Reiche an der Mauer im Norden gegen die "Anderen" übernommen hat. Wer oder was diese "Anderen" sind, wird im Verlauf des ersten Buches nicht vollständig klar, neben diversen Monstern werden hier vor allem bestimmte Untote beschrieben. Ein gängiger Fluch im Land lautet "Mögen dich die Anderen holen!". Unter den dort herrschenden, sehr rauhen Bedingunden wird Jon zum Bruder der Nachtwache ausgebildet um sein Leben der Verteidiung der Reiche zu widmen.
Sobald Eddard Stark am Hof lebt, wird der Titel des Buches quasi lebendig: es geht um Gewalt, Intrigen und Machtspiele - das Spiel um die Throne. Hier entwickelt sich alles sehr schnell und die Gefahr eines Krieges zieht herauf.
Neben der Entwicklung in den Reichen und an der Mauer baut George Martin einen dritten Haupt-Handlungsstrang auf, der im östlichen Kontinent Essos spielt. Dort leben Viserys und Daenerys Targaryen als letzte Nachkommen von Aerys Targaryen, der von dem aktuellen König Robert Baratheon besiegt wurde. Die beiden Kinder sehen sich als rechtmäßige Herrscher der Reiche und streben nach dem Eisernen Thron, dem Sitz des Königs. Das Wappen des Hauses Targaryen ist ein Drache...

Es fällt mir schwer, einen spannenden Kurzabriss der Handlung zu präsentieren, ohne zu viel vorwegzunehmen, wodurch die Spannung zwangsläufig leiden würde. Daher möchte ich es bei dem Geschriebenen belassen und eher eine allgemeine Bewertung abgeben.
Das Buch ist spannend geschrieben. Es entwickeln sich schnell Abhängigkeiten und Beziehungen zwischen den Handlungssträngen. Für den Leser hilfreich finde ich die Reduzierung auf wenige (in diesem Buch etwa 10) Hauptpersonen, aus deren Sicht das Geschehen beschrieben wird. Dabei entwickelt der Autor die Charaktere sehr detailliert und glaubwürdig, auch die Helden haben ihre Schattenseiten und auch Helden sterben. Sterben ist übrigens ein häufig vorkommendes Thema, ob als Opfer von Intrigen oder im Kampf - das Buch ist nicht so gut für empfindsame Menschen zu empfehlen. Die Tatsache, dass bereits 11-jährige Mädchen verlobt werden und 14-jährige bereits Nachkommen haben, fand ich etwas befremdlich, das ergibt sich wohl aus dem mittelalterlichen Kontext. Im ersten Buch für mich noch beherrschbar, mit den weiteren Bänden aber möglicherweise schwierig zu überblicken ist die Vielzahl der Personen und deren Beziehungen zueinander. Das ist sicher wichtig für den epischen Rahmen der Handlung, aber gerade für Gelegenheitsleser schwer. Dabei hilft der in den Büchern enthaltene Anhang mit allen wichtigen Personen der herrschenden Häuser (knapp 30 Seiten mit Namen, Tätigkeit, Verwandtschaftsbeziehungen, "politischen" Beziehungen etc.). Hier steht Geroge R. R. Martin dem anderen großen Autor einer epischen Fantasy-Saga John R. R. Tolkien in nichts nach, auch für den Herrn der Ringe gibt es ein extra Buch für diese Anhänge.

Meine persönliche Gesamtbewertung nach 1/5 des Song of Ice and Fire: sollte man gelesen haben!

Ich werde dies gelegentlich ergänzen, sobald ich weitere Bücher gelesen habe.

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3D-Parcours der Dornig-Schützen

Geschrieben von Ralph Troppmann am Mittwoch, 7. August 2019 in Archery

Mehr oder weniger Spontan habe ich mit meinem Sohn den 3D-Parcours der Dornig-Schützen besucht, einem Verein nahe Ebensfeld. Die Anreise erfordert einen vorherigen Blick auf die Homepage, das Navi steht unter Umständen auf dem letzten Stück "im Wald". Aber es ist zu finden und abgelegen zu sein ist für solche Parcours ja ohnehin eher der Normalfall.

Der Parcours kann recht günstig genutzt werden mit den üblichen Formalitäten. Es gibt einen Rundweg mit 28 Stationen, die besonders am Anfang relativ dicht beieinander stehen, d.h. man muss schon etwas aufpassen, wenn noch andere Schützen im Parcours sind. Dem eigentlichen Schießen tut dies aber keinen Abbruch, es gibt abgestufte Schussentfernungen. Das Gelände liegt am Hang im Wald, daher viele Schüsse bergauf oder bergab, einige Weitschüsse und ein bewegliches Ziel sowie ein Luftziel, das natürlich nur mit Flu-Flu-Pfeilen beschossen werden darf. Von diesen hatten wir zu dem Zeitpunkt noch keine, diese Station haben wir daher ausgelassen. Da es an diesem Tag immer wieder mal geregnet hat, haben wir die letzten drei Stationen auch übergangen und sind ins Auto geflüchtet. Für die Regenschauer zwischendurch gab es am Start einen überdachten Bereich mit Bänken, gut auch um nach erfolgreicher Jagd noch etwas zusammenzusitzen.

Die Nähe der Stationen ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber der Parcours an sich sehr vielseitig und kreativ gestaltet. Durch die kurze Anfahrt und den insgesamt eher kurzen Laufweg für uns gut geeignet für eine schnelle Runde zwischendurch.

https://www.dornig-schuetzen.de

(Link ohne Gewähr, vom Ihnalt distanziere ich mich).

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Westwall

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 21. Juli 2019 in Literatur

Westwall, Benedikt Gollhardt. Penguin, München: 2019. ISBN 978-3-328-10412-4, Roman, 485 Seiten

Ein Thriller, der dieses Attribut verdient. Eigentlich nicht so mein Genre, aber der Klappentext hat mich neugierig gemacht. Die Hauptperson ist Julia Gerloff, eine Polizeischülerin an der Ausbildungseinrichtung der Kriminalpolizei in Brühl. Sie hat ihre Kindheit mit ihrem Vater in einer Art linker Kommune verbracht, aus dieser Vergangenheit entwickelt sich einer der Handlungsstränge mit ihrem schwer kranken Vater. Ihr Ausbilder Roosen nimmt ebenso eine Art Vaterrolle für sie ein, aber auch er hat Geheimnisse. Und da ist noch der geheimnisvolle Nick, eine Zufallsbekanntschaft, aus der sich irgendwie mehr zu entwickeln scheint. Eine geheimnisvolle Gruppe an meist jugendlichen Menschen verfolgt einen dunklen Plan...

Die Handlung ist packend geschrieben, es gibt viele Winkelzüge und Beteiligte. Wie im Titel schon zu erkennen, spielt sich ein Teil der Handlung mit Bezug auf den Westwall ab, eine riesige Befestigungsanlage an der deutschen Westgrenze aus der Zeit des zweiten Weltkriegs. Doch nicht nur über dieses Bauwerk, auch über die Ideologie einiger Protagonisten wird Bezug zu dieser Zeit genommen. Dies empfand ich stellenweise sogar etwas bedrückt als sehr realistisch, in manchen Passagen werden einzelne Personen aus dem rechts-militanten Lager jedoch nach meinem Geschmack als etwas zu dumpf dargestellt. Im Rückblick fügt sich das meiste aber sehr stimmig zusammen.

Die doch recht vielen Beteiligten, deren Eigenschaften und Motive sind vielseitig und glaubwürdig, im Anhang dankt der Autor vielen Menschen, die zu den verschiedenen Szenen, Behörden, Techniken etc. Input geliefert haben. Auch einige historische Zusammenhänge werden mitgeliefert, allerdings ohne politische Einordnung - auch das überlässt der Autor wie beim Thema des Buches dem Leser. Ich hoffe, dass das auch alle mit genügend Geist und Geschichtsbewusstsein richtig bewerten? Bei dem Themenkomplex bedarf es schon einer feinfühligen Herangehensweise, sicher werden sich auch weniger kritische Leser durch den Titel angezogen fühlen.

Für mich insgesamt eine Empfehlung, wenn auch keine 4 oder 5 Sterne wert. Dazu fehlt mir die tiefere Ausarbeitung der Motive der Hauptdarsteller, das wird zum Teil über bestehende Klischees abgedeckt. Der Autor selbst schreibt am Ende in einem "Interview", dass er genau deswegen über eine Fortsetzung nachdenkt. Warum hat er es denn nicht gleich hier verarbeitet? Ich denke, noch 100-150 Seiten dazu hätten dem Buch nicht geschadet.

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Zeller Forst

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 21. Juli 2019 in Archery

Endlich haben wir es geschafft. Nach Monaten. Wenn nicht Jahren. Ein gemeinsamer Termin. Zum Bogenschießen. Mit meinem geschätzten Kollegen. Wow.

Wo waren wir? Beim 3D-Parcours Zeller Forst im Steigerwald. Nach üblichem Obulus und Eintrag ins Schießbuch ging es los, mit zwei überdimensionalen Fröschen!

Die Stationen gibt es mit gelber, blauer und roter Schussposition, also für jeden was dabei: Anfänger, Normalos und Cracks. Der Rundweg hat über 4km und 33 Stationen, alles dabei: Berg- und Talschüsse, Weitschüsse, an einer Stelle über ein Dickicht hinweg, überraschende "Tiere", schön gestaltete Tiergruppen und Zielsituationen. Etwa in der Hälfte lädt eine Tischgruppe zur Brotzeit ein, mitbringen muß man sie natürlich selbst.

Super Parcours, am Parkplatz gibt es auch noch einen schönen Waldspielplatz. Durch den hier vorherrschenden Laubwald verschwinden Pfeile schon mal im Laub, da muss man machmal etwas suchen (oder halt einfach treffen).

Den Besuch habe ich mit meinen Kindern zwischenzeitlich wiederholt, auch für die sehr gut geeignet. Zwischen den Besuchen lagen gerade einige Wochen und mehrere Stationen wurden verändert oder neu gestaltet. So wird es auch bei regelmäßigen Gängen nicht langweilig!

https://www.facebook.com/ParcoursZellerForst

(Link ohne Gewähr, vom Inhalt distanziere ich mich)

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Die dunklen Lande

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 30. Juni 2019

Die dunklen Lande, Markus Heitz. Knaur, München: 2019. ISBN 978-3-426-22676-6, Roman, 540 Seiten

Aenlin Kane ist eine Abenteuerin im Europa der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Sie kommt mit ihrer persischen Gefährtin Tahmina nach Hamburg um Ihr Erbe anzutreten, dem Nachlass des berühmten Dämonenjägers Solomon Kane.
Zur gleichen Zeit befindet sich die Söldnertruppe des Hauptmanns Nicolas dort und der Zufall führt sie zusammen mit dem Duellanten Caspar von und zu dem Dorffe in die Dienste der West-Indischen Compagnie. Der Auftrag soll nach Bamberg führen und im Geleit von einigen Personen zurück nach Hamburg bestehen. Klingt einfach - wenn nicht diverse Heere und Söldnertruppen die Lande verwüsten würden, Bamberg eine der Hochburgen der Hexenverfolgung wäre, dunkle Mächte ein gefährliches Interesse an der Heldin und ihrer Gefährtin hätten und nicht zuletzt die eigentlich für den Auftrag bestimmte Söldnertruppe nicht begeistert davon ist, dass ihnen dieser lukrative Auftrag weggeschnappt wurde. Ach ja, Magie und überirdische Wesen tragen ihr Übriges dazu bei, den Auftrag nicht ganz so glatt wie erhofft ablaufen zu lassen, Einflüsse aus den neuen Welt (Südamerika) geben der Geschichte einen völlig anderen Verlauf...

Dem Autor Markus Heitz ist hier ein tolles Werk gelungen, wie ich finde! Der Roman verbindet geschickt reale Elemente der deutschen Geschichte im dreißigjährigen Krieg mit fantastischen Elementen, ohne dabei zu sehr in eine der beiden Richtungen abzudriften. Die Dynamik der zusammengewürfelten Gruppe wird spannend beschrieben, die Geheimnisse und besonderen Fähigkeiten der Protagonisten werden interessant eingeflochten. Die Schilderung einzelner Szenen ist durchaus direkt, was die Brutalität dieser Zeit und die durch Dutzende Kämpfe abgestumpfte Mentalität der Söldner gut vermittelt, aber damit sicher nicht den Geschmack zarter Gemüter treffen wird.

Die Aufmachung des Buches erfreut durch klassische Kapitelüberschriften wie Dramatis Personae, Glossar, Capitulim I... bis Conclusio, ein Vorwort zur Historie, historischen Textausschnitten zwischen den Kapiteln sowie einige zeitgenössischen Bildtafeln (die leider unkommentiert bleiben). Alles in Allem sehr stimmig, gefällt mir sehr.

Nebenbei: Der Teufelsgraben im Hauptsmoorwald bei Bamberg fließt keine 5 Meter vor meiner Haustüre vorbei, die Existenz dieses Details kann ich damit schon mal bestätigen. Anders als im Buch liegt dieser allerdings östlich von Bamberg, nach dem Versammlungsort der Hexen werde ich jetzt mal etwas aufmerksamer Ausschau halten...

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Die Reinsten

Geschrieben von Ralph Troppmann am Sonntag, 23. Juni 2019 in Literatur

Die Reinsten, Thore D. Hansen. Golkonda, München: 2019. ISBN 978-3-946503-90-3, Roman, 424 Seiten

Eve Legrand ist eine Reinste und gehört damit zu einer elitären Gruppe an Menschen. Dazu erwählt wurde sie von Askit, einer künstlichen Intelligenz, die die Geschicke der Menschheit überwacht und steuert. Diese hat es nämlich nicht leicht im Jahre 2191: nach verheerenden Katastrophen ist die Erde verwüstet, der stark fortgeschrittene Treibhauseffekt erlaubt das Überleben nur an wenigen Orten und unter großem Aufwand. Eve stehen schwere Prüfungen bevor, die über ihre Aufnahme in führende Kreise entscheiden. Doch es kommt anders, der vorgezeichnete Weg wandelt sich in etwas viel Größeres...

Ein sehr guter Ansatz, wie ich finde, gerade aktuelle Themen in einem Roman zu verarbeiten. Es geht um Umweltzerstörung, Klimawandel und dessen Folgen. Aber auch um Moral, den Umgang von Eliten mit allen anderen und die Auswirkungen künstlicher Intelligenz. Im Verlauf gewinnen auch Machtstreben, die Wirkung von sozialen Netzen und Visionen wie Raumfahrt oder ewiges Leben eine Bedeutung. Durch die Namen wichtiger, zunächst im Hintergrund wirkender Protagonisten (Elon, Sergei) mag man sich an visionsgetriebene Gründer von realen Techunternehmen erinnert fühlen; ich kann nicht sagen, ob das beabsichtigt ist?

Das Setting ist durchaus realistisch, in Klappentext und Nachwort wird von wissenschaftlichen Hintergründen und Extrapolation gesprochen. Mit der Hauptperson Eve konnte ich mitfühlen. Insgesamt fand ich den Handlungsstrang jedoch nicht perfekt (gegen Ende verwirrten mich die verschiedene Aspekte, ist vielleicht bewusst so geschrieben?), aber dennoch gut lesbar. Leider trüben einige Fehler das Bild (Schreibfehler, an einer Stelle fehlt mindestens ein Absatz), was ich bei einer Übersetzung darauf zurückgeführt hätte - der Autor hat das Werk aber auf deutsch verfasst, somit wohl eher schlampiges Lektorat.

Insgesamt bin ich hin- und hergerissen. Das Thema einer dystopischen Zukunft durch Kriege, Seuchen, Umweltzerstörung und Klimawandel und der Lösungsansatz durch eine nahezu allmächtige KI ist reizvoll und mitreissend. Die Umsetzung hätte für mich noch Potenzial nach oben gehabt, einige Aspekte wie etwa die Beziehung von Eve zu Thyron und Ronan hätten, wenn schon, dann etwas mehr Raum verdient. Stellenweise kam mir der Textfluss fast etwas holprig vor.
Somit Empfehlung für die, die der Themenkomplex anspricht - vielleicht aber auch warten, bis der Roman etwas günstiger als Taschenbuch herauskommt.

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Gedanken zu Skandinavien und zum Baltikum

Geschrieben von Ralph Troppmann am Donnerstag, 20. Juni 2019 in Entwicklung, Persönlich

Meine kürzliche Reise durch Teile Skandinaviens und des Baltikums möchte ich hier in Stichpunkten festhalten. Das hat zwei Gründe: zum einen vergisst man ganz schnell wieder und zum anderen möchte ich für mich einige der mir aufgefallenen Dinge gedanklich weiterentwickeln. Schließlich befinden wir uns in Deutschland in einer Umbruchphase, die ich aktiv mitgestalten will - dazu hilft der vielzitierte Blick über den Tellerrand, aber auch das Lernen von den "Besseren" oder "Schnelleren".

Wohin ging es eigentlich?
Schweden/Stockholm
Finnland/Helsinki
Estland/Tallinn

Warum gerade dahin?
Nun, in Schweden war ich vor einigen Jahren schon tätig, es hat mich von der Landschaft und Kultur schon lange begeistert. Finnland aus allgemeinem Interesse, besonders auch aufgrund von Beschreibungen und der Lage zwischen Ost und West. Estland natürlich wegen der Vorreiterrolle unter anderem in digitaler Verwaltung und dem Fortschritt im Wandel vom Satellitenstaat der UdSSR zum Musterstaat sowohl der EU als auch der NATO. Besonders das Konzept der e-residency finde ich sehr attraktiv.

Was ist mir aufgefallen? (noch unsortiert)

  • Kopfhörer
    trägt in Schweden praktisch jeder (gut, vielleicht ein Drittel der Fußgänger), meist drahtlos, auffällig oft die von Apple
    und viele telefonieren
  • kaum Bargeld, geht oft gar nicht mehr
    besonders in Schweden wird praktisch alles mit Karte bezahlt (mit PIN oder kontaktlos), selbst Kleinstbeträge
  • es gibt überall free WiFi
    in Geschäften, in der Gastronomie, in Hotels sowieso, im Zug, im Bus, auf der Fähre, in der Innenstadt, ...
  • Apps für alle und alles
    Busfahren in Schweden geht gar nicht ohne
    wer nicht vorab ein Ticket gelöst hat, kann gar nicht mitfahren (außer man stellt sich als Touri blöd, dann winkt einen der Busfahrer auch gerne mal durch...)
  • überall LTE, so gutes Netz hatte ich nirgends sonst
    und zwar in allen drei besuchten Ländern
    daheim in der Küche habe ich Edge, un das in einer Mittelstadt in Deutschland
  • variierende Architektur
    in Stockholms Altstadt sehr gepflegt, nicht umsonst als Venedig des Nordens beschrieben
    in Helsinki fühlte ich mich teilweise an die Sowjetunion erinnert, das ist oft nicht mehr monumental sondern kann als brachial beschrieben werden - breite offene Straßen, freistehende gigantische Bauten mit massiven Säulenreihen davor, aber dann auch angrenzend wieder moderne, luftige Architektur in Mischnutzung, vielleicht findet hier auch ein Umbruch statt?
    in Tallin pittoreske, mittelalterliche Altstadt neben Glas-und-Stahl Skyline und modernsten Bauwerken, wobei ich das Nebeneinader für gelungen halte, die Geschichte lässt sich an vielen Orten problemlos ablesen
  • Wikinger-Frauen
    es gibt sie, besonders in Finnland :-)
  • habe dein Ladekabel dabei, es gibt überall 230V oder USB-Steckdosen
    denn ohne Smartphone geht es nicht
  • die in D bekannten Marken gibt es dort meist auch
    einige heißen nur anders, haben aber die gleichen Produkte und Logos
  • umfangreiche Hochschullandschaft
    in allen drei Hauptstädten, meist von international hohem Rang
    unterschiedliche Standorte: Tallinn und Stockholm Campusuni (zumindest KTH), Helsinki Stadtuni
    teilweise (wie aber fast überall) historische Gebäude, schmucklose Verwaltungs- und Lehrgebäude, aber auch topmoderne Lehr- und Forschungseinrichtungen
  • eRoller
    das ist eine Seuche, die Dinger stehen (seltener) und liegen (häufiger) überall herum

 

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Das Drachenei

Geschrieben von Ralph Troppmann am Donnerstag, 20. Juni 2019 in Literatur

Das Drachenei, Robert L. Forward. Heyne, München: 2012. ISBN: 978-3-453-52985-4. 398 Seiten

"Was wäre, wenn es Leben auf einem Neutronenstern gäbe?" - dieser Untertitel beschreibt treffend, worum es in diesem Roman geht. Am Anfang steht eine kurze Geschichte über einen Neutronenstern, der zufällig in Richtung unseres Sonnensystems wandert. Danach wird jedoch zunächst die Arbeit von Jacqueline Carnot beschrieben, einer jungen Wissenschaftlerin, die für ihre Dissertation unsere Sonne erforscht. In von Satelliten aufgenommenen Signalen sucht sie nach einem weiteren schwarzen Loch in der Sonne, jedoch findet sie ein ungewöhnliches Signal, welches sie mit einigem Aufwand genauer analysiert. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen Pulsar (das Drachenei) handelt, der nahe am Sonnensystem vorbeiziehen wird. Es wird eine Expedition ausgerüstet, die in Jahr 2050 zum Drachenei fliegt um es genauer zu untersuchen.

Im zweiten Handlungsstrang wird das Leben und die Evolution der Wesen beschrieben, die auf dem Neutronenstern leben. Durch die Eigenschaften dieser Sterne unterscheiden sich diese deutlich von uns Menschen, schließlich herrschen dort extreme Anziehungskräfte und Magnetfelder. Daher vergeht die Zeit dort auch wesentlich schneller, im Vergleich zu uns etwa eine Million mal schneller.

Es kommt zum Kontakt beider Spezies, was aufgrund der Unterschiede zunächst mühsam vonstatten geht. Doch dann entwickelt sich alles ganz schnell, die Evolution erfolgt in kürzester Zeit. Die beiden Kulturen lernen voneinander...

Mehr möchte ich hier nicht verraten. Das Buch fand ich spannen zu lesen. Das unglaublich originelle Setting wird durch wissenschaftliche Einwürfe plausibel erklärt, ja es gibt sogar einen "wissenschaftlichen Anhang" unter anderem mit Bildtafeln, astronomischen und biologischen Erklärungen, Literaturempfehlungen. Die Beschreibung des Lebens der Wesen auf dem Drachenei lockert das Buch gut auf, es geht also nicht nur um trockene Physik.
Leider ist das schon etwas ältere Werk (Erstausgabe in 1980) als Buch schwierig zu beschaffen, ich habe es über einen Gebraucht-Buchhändler im Internet bekommen; es gibt aber auch eine eBook-Ausgabe.

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Verschlüsselung: Erkenntnisse und Umsetzung

Geschrieben von Ralph Troppmann am Freitag, 26. April 2019 in Kryptographie, Projekte

Nicht, dass der Verdacht aufkommt, das Projekt wäre ausgelaufen:

Das Durcharbeiten mehrerer Bücher hat nur etwas Zeit in Anspruch genommen. Besonders empfehlen möchte ich Bruce Schneier, renomierter Verschlüsselungsexperte. Eines seiner Bücher ist Secrets&Lies, das sich mit vielfältigen Angriffen etc. beschäftigt. Kurzresumee von meiner Seite: die aktuellen Verschlüsselungsalgorithmen sind sicher, sogar so sicher, dass sich eigentlich niemand mehr die Mühe macht, diese direkt anzugreifen. Vielmehr sind andere Vektoren deutlich einfacher und erfolgversprechender. Oftmals sind die Algorithmen schlecht oder sogar falsch implementiert, sodass sich die Komplexität deutlich reduziert. Social Engineering ist wohl auch sehr erfolgversprechend, häufige Berichte dazu untermauern diese Lücke. Daneben gibt es eine vielzahl von Seitenbandangriffen, die in vielen Fällen die eigentlich gute Verschlüsselung der Daten aushebeln. Wichtig ist Kerkhoff's Prinzip: obscurity fliegt irgendwann auf, d.h. der Algorithmus kann ruhig und soll sogar offengelegt werden. Nur der Schlüssel muss geheim bleiben, er kann geändert werden wenn er kompromittiert wurde. Mit dem Algorithmus ist das nicht mehr möglich.

Wichtig ist es, sich über alle möglichen Angriffe und Lücken schon beim Design Gedanken zu machen und diese gleich auszuschließen. Das hat mich dazu gebracht, die ursprünglich idealisierten Ziele zu modifizieren. Absolute Sicherheit ist wohl tatsächlich eine Illusion, man kann lediglich den Aufwand für Angreifer so hoch treiben, dass es sich nicht mehr lohnt.
In diesem Zuge werde ich für die Vorgaben neue Definitionen setzen und auch grafisch die Systeme analysieren (die Wände meines Studios sind bereits mit bekritzelten Plakaten gespickt). Gelegentlich werde ich das digital hier einfügen.

Praktisch hat sich auch etwas weiterentwickelt. Mein mobiles Arbeitspferd (Slimbook 13 aka Katana aka Infinity 13) habe ich jetzt auch voll verschlüsselt. Das hatte ich ohnehin entsprechend der vorgehenden Erkenntnisse vor, der Lieferant hat die aktuelle Ubuntu-Lücke mit der Vollverschlüsselung ab Installation zwischenzeitlich auch geschlossen. Das Prinzip ist das selbe, nur die Umsetzung wurde in das Installationsscript integriert. Das bedingt zwar eine bare-metal Installation, geht aber schneller als eine manuelle Umsetzung in mehreren Schritten. Wen es interessiert, die Anleitung dazu findet sich hier: https://www.tuxedocomputers.com/de/Infos/Hilfe-Support/Anleitungen/Verschluesselung-von-TUXEDO-Computers-Systemen-mit-LUKS-LVM.tuxedo. Man beachte, dass das Installer-Script (WebFAI) nur auf Tuxedo-Hardware funktionieren wird; mit den früher dargestellten Schritten lässt sich das aber manuell fast genauso einfach umsetzen.

Die Einrichtung des YubiKey war dann einfach und schnell in wenigen Minuten realisiert. Interessant und praktisch ist, dass kein neues Secret auf dem Key generiert werden muss und trotzdem ein neuer Kurzschlüssel genutzt werden kann. Somit habe ich jetzt zwei Notebooks mit Vollverschlüsselung, die beide mit dem selben Key, aber verschiedenen Kurzschlüsseln entschlüsselt werden können. Das war mir nach dem (zugegeben noch recht oberflächlichen) Studium der Key-Dokumentation noch nicht ganz klar, auch das hier zugrundeliegende Konzept werde ich mal grafisch darstellen.

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